FEUILLETON-ZEITGEIST: „Wahlen: Wissen ist keine Mandatsbedingung“

Feuilleton-Zeitgeist

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„Wahlen: Wissen ist keine Mandatsbedingung“

 Am vierten September wählt sich Mecklenburg einen neuen Landtag zusammen. Das Ziel der Wahl ist die Bestimmung derjenigen Leute, die bis 2020 mit Gesetzen und Maßnahmen, mit Entscheidungen und Beschlüssen die Art in Mecklenburg-Vorpommern zu leben gestalten. Diejenigen, die die Gewählten an den Ort ihrer eben benannten Tätigkeitgeschickt haben werden, sind die Wähler. Wähler sind sich seltsamer Weise nicht immer darüber im Klaren, dass ein Depp, wenn man ihn wählt, auch depperte Entscheidungen treffen wird. Siehe Amerika: Wer Trump wählt, braucht sich nachher nicht zu wundern, wenn ihm Hören und Sehen vergeht. Wer sich von einer Alternative für Deutschland vertreten lassen will, braucht sich nicht zu wundern, wenn er eine Alternative zu Rechtstaat und Demokratie bekommt. Volksvertreter sind nämlich im ursprünglichen Sinne Menschen mit Wissen und Erfahrung und der Bereitschaft, beides zum Wohl des Landes einzusetzen. Der Ursprung ist nur noch Erinnerung. Von Wahl zu Wahl wiederholt sich der Eindruck, dass Wissen, Erfahrung und Verantwortung keine Mandatsbedingungen mehr sind. Das Schöne am Mandatsträger sein ist für viele die Aussicht, pro Wahlperiode sozial komfortabel abgesichert zu sein. Wenn man das zweimal hintereinander geschafft hat, ist sogar eine kleine Pension gesichert. Mandatsträger werden in der Regel keine Armutsrentner. Aber mal Hand aufs Herz: Trauen Sie Leuten, bei denen Sie das Gefühl nicht los werden, sie würden sich eher für ihre parlamentarischen Versorgungsansprüche interessieren als bezüglich der Auswirkungen von Freihandelsabkommen auf Erna und Heinis kleines Gartenglück verantwortungsvolle Abstimmungsentscheidungen zu treffen? Ich auch nicht. Zur Zeit wird ja viel darüber gesprochen, wie naiv und utopisch eine Basisdemokratie ist. Sie muss gar nicht naiv sein. Man müsste vielleicht nur jungen Menschen nach der Schule die Möglichkeit geben, nach dem Erlernen ihres Berufes und den ersten Erfahrungen mit der sozialen gesellschaftlichen Realität ein Praktikum im Staatsapparat zu absolvieren. Wenn jeder turnusmäßig die Möglichkeit erlernt, gesellschaftliche Fragen mit geeigneten und dem Gemeinwohl dienenden Entscheidungen zu lösen, vermeidet man Schnösel in den Parlamenten. Auf kommunaler Ebene sollte das möglich sein. Am 18. September wählen sich die Berliner was. Schöne Grüße aus Mecklenburg.

Anmerkungen bitte per Mail an hannes.nagel@das-flugblatt.de

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