FEUILLETON-KULTURBETRIEBLICHES: “Ierst de Pip in Brand und denn dat Pierd ut den Graben”

FEUILLETON-KULTURBETRIEBLICHES

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„Ierst setten wi de Pip in Brand,

und denn trecken wi dat Pierd ut den Graben“

Manchmal überstürzen sich die Angelegenheiten einer Gesellschaft wie ein Auto, welches in einen Straßengraben kippt, weil der Fahrer lenkt, der Beifahrer ins Lenkrad greift und der Mann auf dem Trittbrett gegen den Chauffeur hetzt, weil der nicht gleichzeitig Straßenverkehr, Witterungsbedingungen und den unerwarteten Eingriff des Beifahrers in die Sichere Bewegungsbahnkurve im Sinne der allgemeinen Verkehrssicherheit ausgleichen kann. Nicht umsonst stand früher im Bus ein Schild: „Gespräche mit dem Fahrer während der Fahrt sind verboten.“ Das war zugleich Arbeitsschutz und Passagierschutz. Die auf dem Trittbrett sind die Schlimmsten. Keiner ist schneller als ein Trittie dabei, lautstark über den unfähigen Chauffeur zu schimpfen, der nur deshalb nicht mehr lenken kann, weil sich ein Trittbrettfahrer ins Lenkrad krallt und nur deshalb nicht anhalten kann, weil ein Beifahrer das Gaspedal durchdrückt. Auf des Trittbrettfahrers Geschrei und Gezeter kommt dann das Publikum gelaufen. „Der Chauffeur ist schuld, er gehört bestraft“, ruft der Trittbrettfahrer. Alle anderen schauen erstmal nach, ob die Fahrzeuginsassen verletzt sind und eventuell Hilfe brauchen. Wenn keine Hilfe nötig ist, überlegt man, wie man die Karre aus dem Graben bekommt: Ziehen?Schieben?Heben? Ja, alles möglich. Aber nicht gleichzeitig und nicht gegeneinander. Man plant den Bergungsablauf, indem man sich die Sache hinsichtlich der notwendigen und möglichen Schritte bekuckt. Die Presse schreibt mit weisen Worten: „Ierst stecken wi de Pip in Brand, un denn trecken wi dat Pierd ut den Graben“. Das überstürzte Handeln ohne Beachtung und Einbeziehung alle hilfreicher Ideen richtet nämlich mehr Schaden als Nutzwerk an.

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