FEUILLETON-REZENSION: Chinas neuer Imperialismus

FEUILLETON-REZENSION – Chinas neuer Imperialismus

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Titel: Chinas neuer Imperialismus

Autor: Anton Stengl

Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus

1916 schrieb Wladimir Iljitsch Lenin in Zürich eine Broschüre mit dem Titel „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“. Die erste Veröffentlichung erschien im Verlag „Shisn i Snanije“ in Petrograd 1917. Im April reiste Lenin samt Begleitung in einem plombierten Eisenbahnwagen von Zürich nach Stockholm quer durch das immer noch kriegsführende Deutschland, welches nach den Worten Kaiser Wilhelms „einen Platz an der Sonne“ und nach den Worten Lenins „seinen Anbteil an der Neuaufteilung der Welt“ anstrebte. Beschönigendes Kaiserwort hin, analytische Polittheorie her: Was bleibt, ist ein Völkergemetzel „Pour Le Profit“ und wegen nichts anderem sonst. Leinin wies dem weltweiten Kapitalismus in seiner Schrift folgende Wesensmerkmale zu:

1. Die Welt ist unter den Mächten aufgeteilt. Der Kampf um Neuaufteilung der Welt beginnt. Die Gefahr eines Krieges und der Krieg selbst sind dann unausweichlich, weil viel zu stakre Mächte viel zu kriminell agieren.

2. Aus den herkömmlichen Kapitalgeschäften entssteht die Finanzindustrie als neuer Wirtschaftszweig. Die Finanzindustrie kann durch Fonds und Analgemodelle sowie Steueroasen mehr Kapital akkumulieren als es mit normalen Bankgeschäften denkbar wäre.

3. Die Internationalisierung der Konzerne globalisiert die Wirtschaft.

Jetzt müssten eigentlich nur noch zwei Theoretiker und ein ein Akteur ins Spiel kommen, und man kann vieles Verstehen, wenn auch nicht alles begeifen: Nikolai Kodratieff und Emil Gumbel als Theoretiker und die Chinesen als Akteur. Das scheint ungefähr die imperialistische Welt zu sein, die Anton Stengl im Wesen der chinesischen Wirtschaft sieht.

(Anton Stengl, „Chinas neuer Imperialismus“, Promedia, Wien 2021)

Anton Stengel schreibt lakonisch: „China ist nicht mehr das China Mao Tse Tungs“ und erörtert dann die Bedeutung Chinas als Arbeitgebergroßmacht. Das Land beschäftige Heerscharen billiger Arbeitskräft in chinesischen Sonderwirtschaftszonen, die sich außerhalb Chinas befinden, wenngleich dort chinesische arbeitsrechtliche Regelungen gelten. Eigentlich müsste man die Löhne, die Kaufkraft, die Arbeitszeiten, den Grad des Verschleißes der Arbeitskräfte mit den Bedingungen in China selbst und dann im westlich geprägten Europa vergleichen, aber dazu fehlen Daten. Ein wenig erinnert die Beschreibung von Chinas Arbeitsmarktpolitik an Sklaverei.

Der Imperialismus der Chinesen als Zwischenphase vor der Rückkkehr zum endgültigen Sozialismus

Die wahrscheinlich kühnste These des Autors ist die Annahme, China könnte seine imperialistische Phase zur Vorbereitung der Rückkehr zum Sozialismus nutzen. Im Gegensatz zu den Versuchen anderer Länder den Sozialismus nach den Skizzen des Philosophen Karl Marx zu errichten soll der neuerliche chinesische Vorstoß diesmal funktionieren. Man schlägt den Kapitalismus mit dessen Waffen. Das heißt, man beklaut Räuber, die dagegen nichts machen können. Ob das gut geht?

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