Apropos: Ostern und die Arbeitssuche

 Hannes Nagel

Apropos Ostern und die Arbeitssuche

Mittwoch, 14. März 2012

„Wilhelm, Angela, Tankstellenpächter und Jungunternehmer“

 „Zu Großem sind wir noch bestimmt, und herrlichen Tagen führe ich Euch noch entgegen“, sagte Wilhelm der Zwoote 1892, als der Brandenburgische Provinziallandtag zusammentrat, um eine Art Haushaltsdebatte mit Konjunkturprogramm zu führen. Der Kaiser sagte dann noch: „Mein Kurs ist der richtige, und er wird gesteuert“. Das war ein Diktum, genauso alternativlos wie Entscheidungen von Angela Merkel 121 Jahre später.

Die 1892 versprochenen herrlichen Tage waren nicht für alle vorgesehen. Tagelöhner und Saisonarbeiter hatten nichts davon. Bei Saisonarbeiter begann die Arbeitszeit immer in der Woche nach Ostern. Aber auch sie, hätte man sie gelassen, wären zu Großem bestimmt gewesen: Arbeit, Leben, Glück, Gesundheit, Liebe, Bildung und Freude. 22 Jahre nach Ankündigung der herrlichen Tage sagte Wilhelm zum Thema „Alternativloser Erster Weltkrieg“: „Jetzt, mitten im Frieden, überfällt uns der Feind“. Mich juckt jedesmal die Zunge, den Satz zu verändern, so dass er heißt: „Jetzt, mitten im Frieden, überfalln WIR den Feind“. Als dann der Feind überfallen war und das Gemetzel groß, spielten auch die herrlichen Tage keine Rolle mehr.

Herrliche Tage sind in der Zeit der Krise für die Finanzmärkte angebrochen, und und weitere Nutznießer werden durch Merkelsche, Ackermannsche und Von der Leyensche Politik ebenfalls an herrliche Zeiten herangeführt. Wer Arbeit hat, soll besser und besser gestellt werden als die wer nicht arbeitet, befindet die Regierung, und der Kurs von Angela Merkel ist der Richtige, er wird weiter gesteuert. Dann werden schon noch herrliche Tage kommen, und Deutschland geht stärker aus der Krise hervor, als es in sie hinein ging. Nur Tagelöhner, Saisonarbeiter, Aushilfe, Minijobber und Hartz-Vier-Opfer bleiben mit konstanter Bosheit ausgeschlossen.

Ein selbständiger Tankstellenpächter hat vor kurzem die Ablehnung eines Mannes als Aushilfe wie folgt begründet: „Erstens waren Sie zuletzt selbständig. Selbständige nehme ich nicht. Ausserdem haben Sie zuviele Aushilfsjob in den letzten fünf Jahren gemacht“. Das sank die Stimmung des Arbeitssuchenden bis auf Knietiefe herunter. Man müsste doch eigentlich wenigstens Ostern Arbeit finden, wenn man um Ostern auf Arbeitssuche ist. Es nützt also gar nichts, wenn man den Ausschluss aus einer erfüllten Arbeitsbiographie damit verbringt, sich selbst mit sinnvollen Tätigkeiten über Wasser zu halten, denn man wird von vornherein nicht als Bewerber zugelassen. Ähnlich geht es Jobbedwerbern aus der Arbeitslosigkeit heraus. „Ich nehm kein vom Arbeitsamt“, hörte ich kürzlich einen Jungunternehmer voller Überheblichkeit erklären, „wer arbeitslos war, war garantiert bloß zu faul zum Arbeiten“.

Nimm dies, Jungunternehmer, hier hast Du eine publizistische Breitseite, Du erbärmlicher Kapitalistenknecht.

Das alles führt aber nicht um die Einsicht herum, dass die Arbeitslosigkeit einfach nur an der Überheblichkeit und Voreingenommenheit der Arbeitgeber hängt. 7 Wochen nach Ostern ist Pfingsten, dann kommt der Heilige Geist. Möge er die Hirne de Kapitalanbeter erleuchten.

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