Apropos Lebensleistungsrente und Dilettanten

 Lebensleistungsrente und Dilettanten

 Lebensleistung und Dilettanten“

 Die Regierung hat sich herabgelassen, eine Lebensleistungsrente in Höhe von 850 Euro einzuführen. Zugleich bescheinigt ein Buchautor den regierenden Klassenangehörigen, Blender, Täuscher und Dilettanten zu sein. Denen ganz unten aber sagen die Dilettanten, dass Arbeitslosigkeit und Altersarmut auf falscher Lebensplanung beruht.

 Die arge von der Arge: „Wann haben Sie zuletzt Ihre Armut geplant, um den Jahrmarktnervenkitzel von Inkassomaßnahmen zu erleben? Gar nicht? Aber Sie stecken doch drin. Ach, und jetzt glauben Sie, der Sozialstaat holt Sie da raus? Wie, Sie können nichts für den Verlust Ihres Arbeitsplatzes? Zeigen Sie mal, her, Ihre Kündigung. Soso, Sie haben sich Anweisungen widersetzt, ja, glauben Sie denn, ein Unternehmer muß Ihre Disziplinlosigkeit dulden? Ach, Sie haben bloß Fragen gestellt. Na, wenn ich Sie hier so erlebe, kann ich mit sehr genau vorstellen, wie Sie Ihrem Vorgesetzten Fragen gestellt haben. Wissen Sie überhaupt, wieviel Verantwortung ein Unternehmer trägt? Der hat Tag und Nacht seine Fürsorgepflicht für Angestellte im Sinn, und das bei dem allgemeinen untenehmerischen Risiko. Sie haben nur Ihre Miete, Ihre Heizung und Ihren nächsten Urlaubsflug im Sinn – was Ihnen alles nur möglich wurde, weil Sie einen so fürsorglichen Chef hatten. Wenn DEM was in der Lebensplanung schief geht, da kann der Sozialstaat eingspringen, und das wird er auch. Denn Ihr Chef wie alle Unternehmer LEISTET etwas, für Leute wie Sie. Dabei haben Sie vom Staat jede Chance für eine solide Lebensplanung bekommen. Glauben Sie jetzt bloß nicht, wir springen für Sie ein, nachdem Sie leichtfertig größere Happen schlucken wollten, als Sie vertrugen“

Der Bittsteller: „Aber…“

Die arge von der Arge: „Sie fangen ja schon wieder an“

Die Lokalzeitung: „Solidar-oder Lebensleistungsrente soll Geringverdienern 850 Euro im Monat bringen, wenn sie 40 Jahre versichert waren und 30 Beitragsjahre in der gesetzlichen Rentenversicherung voweisen können. Das will die SPD. CDU und CSU wollen zwar auch 850 Euro, aber verlangen dafür 40 Jahre Beitragszahlungen UND eine private Zusatzvorsorge.“

Der Sachbuchautor: „Ich sag ja: Das ist die Stunde der Dilettanten.“

Der Parteischnösel: „Das ist ja eine Unverschämtheit von Ihnen. Wir von der F…“

Der Sachbuchautor: „Na was?“

Der Parteischnösel: „Wenn die Arbeitslosen und Minijobber in diesem Land soviel Schneid hätten wie wir, dann hätten wir diese sozialistische Rentendiskussion nicht“

Der Bittsteller: „Bei allem Respekt vor unserem Rechtstaat und der FDGO: Erstens hat Ihre Partei gar nichts zum Thema Rente gesagt, zweitens kann man ja von Ihnen allen erwarten, dass Sie erkennen, wie Sie die Grundrechte und den Sozialstaat aushöhlen und drittens ist es pervers, von Lebensleistung zu sprechen, wenn die Menschen keine Aufgaben haben. Was fördern Sie denn an Leistungen, Sie alle?“

Der Schnösel: „Leistung muss sich wieder lohnen, und dafür haben wir ein ausgeklügeltes System von Leistungsanreizen geschaffen. Dazu gehören auch harte Strafen für solche notorischen Leistungsverweigerer wie Sie“

Der Pfarrer: „Lebensunterhalt und Menschenwürde sind keine Verdienstfrage. Sie stehen jedem ohne alle Leistung und trotz aller Schuld zu“

Der Physiker: „Also hier muss die Physik der Theologie Recht geben. Denn Arbeit ist die Verschiebung einer Kraft längs ihres Weges. Leistung ist lediglich ein imaginäres Größenverhältnis einer verrichteten Arbeit zu der hierfür benötigten Zeit. Je mehr Arbeit in kürzere Zeit getan wird, desto größer ist die Leistung. Es ist schon bezeichnend, dass Arbeit geteilt durch Zeit als Leistung auch von der Arbeitsmarktpolitik als Bezugsgröße herangezogen wird“

Der Zwischenrufer: „Und wo bleiben Glück und Freude?

Der Physiker: „Kraft durch Freude – diese Bezugsgröße ist nicht definiert“

Der Parteischnösel: „Sie haben einen Nazi-Vergleich benutzt. Ich hab das genau gehört. Ich bin ganz – außerordentlich – empört. In meiner Gegenwart hat kein anderer solche Vergleiche zu nutzen“

Der Zwischenrufer: „Ja nee, schon klar“

Der Bittsteller: Und was ist nun mit Lebensplanung?

Der Sachbuchautor: Lieber Kollege, das ist genauso ein Hohlphrasenblindgänger wie das gekanzlerte Wort „alternativlos“: Dumm, leer, gefährlich. Es bedeutet nichts, und kann daher bedenkenlos angewendet werden, weil man sich juristisch dagegen nicht wehren kann.“

Der Zwischenrufer: „Also ein Fall für Artikel 20 GG – Widerstandsrecht“

Zweiter Zwischenrufer: „Und 1 – Menschenwürde“

Pfarrer: „Herr, Dein Wille geschehe“

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