Quergedacht
Samstag, 31. Oktober 2009
Freiheit, Wirtschaft und Gerechtigkeit haben eins gemeinsam: Es sind Wörter. Jeder darf sie benutzen, keiner muss einen anderen um Erlaubnis fragen. Wenn ein Pfarrer und ein Volkswirtschaftler von Freiheit, Wirtschaft oder Gerechtigkeit reden, können sie zwar das gleiche Wort benutzen, aber etwas völlig Gegensätzliches ausdrücken. Das Phänomen ist auch bei beliebig vielen anderen Berufsgruppen zu beobachten. Womöglich wächst ein Wortschatz ziemlich langsam, während das Denken ziemlich schnell immer knapper wird. Das würde erklären, weshalb ein und dasselbe Wort eine Bedeutung haben kann und gleichzeitig zur Beschreibung des Gegenteils verwendet wird. Wie zum Beispiel „Humanitäre Hilfe“. Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ versteht darunter etwas Anderes als Außenpolitiker, die oftmals Militär irgendwo hinschicken und das militärische Tun dort als Humanitäre Hilfe bezeichnen. Die Ärzte-Organisation lud für den 30. und 31. Oktober zu einem Kongress nach Berlin ein. Der elfte Kongress seiner Art, um genau zu sein, und der heißt „Humanitärer Kongress“. Auch dabei: Das Deutsche Rote Kreuz, die berliner Ärztekammer, das Institut für Sozialmedizin, Epidemologie und Gesundheitsökonomie und die Organisation Ärzte der Welt. Es soll ein Erfahrungsaustausch werden. Was erfahren Helfer in Krisengebieten, Katastrophengebieten, Kriegsgebieten immer wieder? Das es schwer ist, Zugang zu den Opfern zu bekommen, die Hilfe brauchen, weil andere, die ihr Tun mit dem Begriff „humanitäre Hilfe“ kaschieren, die medizinischen Helfer behindern. Oder, wie es auf der Webseite der Organisatoren heißt (www.humanitaererkongress.de) „Probleme der zivil-militärischen Zusammenarbeit“.