Apropos Wettbewerb

Quergedacht

Montag, 02. November 2009

Ein blödes Sprichwort sagt: „Konkurrenz belebt das Geschäft“. Der erste, der den Spruch prägte, war mal ein Kleinstadtmonopolist mit einem Gemischtwarenladen. Zu ihm kamen sie alle, weil sie dort Gummistiefel, Brot, Hühnerfütter, Schrauben, Werkzeuge, Tinkturen für die Wehwehchen und sonstige Waren und Dienstleistungen aus einer Hand kaufen konnten.

Eines Tages kam Unruhe in der Straße auf. Denn in dem Laden gegenüber des Geschäftes des Kleinstadtmonopolisten zog jemand ein. Der verkaufte dasselbe wie der Exmonopolist. Nun gab es zwei. Dem Exmonopolisten ging die Lage mächtig an die Nieren, aber er durfte es ja nicht so zeigen, weil ein ungeschriebenes Gesetz der Wirtschaft zur Lüge verpflichtet. Den Aufschwung zum Beispiel muss man lächelnd verkünden, auch wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, und bloss nichts dem Volk oder den Kunden erzählen. Und deshalb sprach der Exmonopolist: “Lass ihn doch, Konkurrenz belebt das Geschäft“. Der andere, also der, der gemeint war, dachte im Prinzip genau so. Aber er spricht lieber von Wettbewerb. Er wolle ihm nicht Konkurrenz machen, sondern ein fairer Mitbewerber um die Kunden sein, also mit ihm um die Wette wie beim Sport buhlen. („Los, wer mehr Kunden am Tag hat, der kriegt eine Handvoll Glaskugeln“)

Das Wort „Wettbewerb“ taucht auch im Sprachgebrauch von Gesundheitsminister Phillipp Rösler auf . Der Mann kommt, wie das Wort Wettbewerb schon sagt, aus der FDP. Rösler will mehr Wettbewerb zwischen den Krankenkassen. Die Kranken und Bedürftigen sollen mehr Wahlmöglichkeiten bei der Entscheidung für eine Krankenkasse haben, bei der sie versichert sind, und deren Leistungen sie haben wollen. Die Kassen sollen untereinander selber entscheiden dürfen, was sie anbieten. Also wenn der Gemischtwarenhändler von der anderen Straßenseite zwar billiger ist, aber keine Gummistiefel führt, stehen die Kunden mit nassen Füßen im Regen. Das ist gut für den Wettbewerb, denn der belebt das Geschäft, aber nicht gut für Kunden, die den Schnupfen kriegen.

Was für die Geschäftemacher ein Wettbewerb ist, ist für die Kunden ein Stressfaktor. Bezogen auf die Krankenkassen: Glauben Sie, dass jemand, der medizinische Hilfe braucht oder eine Heiltherapie gegen die Folgen von Stress und schlechten Arbeitsbedingungen, von sozialer Kälte und Existenzängsten, vielleicht doch andere Sorgen hat, als sich mit den Stressorganisatoren, Verzeihung, Wettbewerbshütern, der FDP zu befassen.

Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.