Weimarer Klassik: Eine personalpolitische Eulenspiegelei

Klassikerbe Weimar: Der Nachlasspfleger bleibt

Hannes Nagel

Freitag, 08. April 2011

Eine personalpolitische Eulenspiegelei

Thüringens Kultusminister Christoph Matschie hatte einen mächtig gewaltigen Plan: Er wollte Hellmut Seemann als Präsidenten der Klassikstiftung kippen. Doch der Plan ging mächtig gewaltig nach hinten los. Gestern wurde bekannt: Für die nächsten vier Jahre bleibt Seemann im Amt. Und dann?

Matschies Plan zur Wachablösung auf der Kommandobrücke der Klassikstiftung Weimar war zwar mächtig gewaltig, ging aber mächtig gewaltig nach hinten los. Denn gestern benahm sich der Stiftungsrat in seiner Abstimmung nicht so, wie seine Exzellenz der Kultusminister beabsichtigt hatten. Matschie hatte vergangenen Herbst als Vorsitzender des Stiftungsrates verlangt, dass die Stiftung darüber abstimmen soll, den Vertrag von Hellmut Seemann als Präsident der Klassikstiftung nicht zu verlängern. Seine Stelle wurde daher im März 2011 neu augeschrieben. Aus 27 Bewerbungen kürte der Stiftungsrat dann zwei Kandidaten: Hellmut Seemann und Ernst Osterkamp. Osterkamp zog den Berichten zufolge seine Kandidatur zurück, blieb einer, der zur Wahl stand: Hellmut Seemann. Er bekam alle Stimmen.

Die Klassikstiftung Weimar ist neben der Stiftung Preussischer Schlösser die größte Kulturstiftung Deutschlands. Es muss mächtig rumort haben in den Kulissen des Kulturpolitikstheaters des Bundes und des Landes Thüringen, wenn ein scheinbar folgsamer Stiftungsrat ihrem Vorsitzenden erst gehorcht, indem er dessen Wunsch erfüllt, die Stelle neu auszuschreiben, und dann bei wortwörtlicher Auftragserfüllung das blanke Gegenteil herauskommen lässt. Könnte man das eine personalpolitische Eulenspiegelei nennen?

Dieser Beitrag wurde unter Feuilleton-Zeitgeist veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.