Fatal gedacht: Der Norweger und die Politik

Montag, 25. Juli 2011

Hannes Nagel

Zuerst ging ein Foto von dem Norweger herum, der einen Sprengstoffanschlag in Oslo ausführte und dann Jugendliche auf einer Ferieninsel erschoss. Wenn man nur flüchtig hinsah, konnte man ihn für Julian Assange halten. In beiden Fällen ähneln sich auch Medienberichte über den geistigen Zustand der beiden. Komisch.

Julian Assange von Wikileaks ist der, der bedingungslose Transparenz als Betriebsbedingung für Frieden durch die Unmöglichkeit von Kriegen hält, womit er im Prinzip Recht hat. Er hat auch ein Manifest geschrieben. Es heisst „Conspiracy as Governance“.

Der Norweger hat auch lange nachgedacht, bevor er zum Massenmörder wurde. Ein Manifest soll er ebenfalls geschrieben haben.

Beide kamen vom Denken zum Handeln. Julian Assange ohne Gewalt, der Norweger mit Gewalt. Da trennen sich die Gedankenwege der beiden.

Die Gedankenwege des Norwegers liefen von dem Moment der Zulässigkeit von Gewalt parallel zu den Gedankengängen der Politik. Soeohl in der Politik wie auch bei dem Norweger mag der Ausgangspunkt des Denkens ein ehrenwertes Motiv gewesen sein. Für etwas, was als Problem bezeichnet wird, suchen sowohl Politik als auch der Norweger eine Lösung. Es gibt bei beiden übereinstimmend Bereiche, wo die Lösung in einem Gewaltanwendungsakt gesehen wird.

Wenn man aber im Denken an den Punkt gelangt, an dem der Einsatz von Gewalt und der bewusste Mord zulässig sind, hat man falsch gedacht. Egal ob es sich um einen Mord auf einer norwegischen Ferieninsel handelt oder um einen militärischen Mord in Afghanistan, wie ihn Kriegsverbrecher Oberst Klein seinerzeit in Kundus befahl.

Mit Gewalt spielt man nicht. Kommt man bei der Problemlösungssuche an diesen Punkt, hat man entsetzt vor sich selbst noch mal neu zu denken und eine Lösung ohne Gewalt zu suchen.

Damit nun niemand von den Gedanken des Norwegers angekränkelt werden, darf er keine öffentliche Aussage machen. Demokraten entscheiden, was von ihm die Öffentlichkeit hören oder lesen darf. Man könnte es Zensur nennen, aber sie hat System. Sie nennen es: „Die öffentliche Bühne entziehen“. So ein Quatsch. Theater, und politisches Theater zumal, gehört auf die Bühne. Und der Autor zur Premiere ins Publikum. Denn wer entscheidet über Buh oder Beifall? Wir.

Die Meinungsfreiheit hat mehr Menschen mundtot gemacht als die Zensur, indem die Menschen das Recht, als sie es hatten, nicht mehr nutzten.

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