Lang lebe Palästina

 Lang lebe Palästina

 Lang lebe Palästina“Noch bis kurz vor den 30. November machten Kampagnen-Gruppen im Internet mit Petitionsalarm alle erreichbaren Adressaten mit E-Mail-anschreiben wild. Sie sollten ihren Namen auf eine Unterschriftenliste setzen, die dann die Regierungen geschickt bekommen hätten, damit sie die in der Petition enthaltene Anweisung ihrer Souveräne zu Erhebung Palästina in den Rang der Staaten befürworten.

 Die UNO-Vollversammlung: „Zur Abstimmung liegt die Resolution A / RES / 67 / 19 vor. Gegenstand ist der Antrag Palästinas auf den Rang eines Beobachterstaates in allen Belangen der Vereinten Nationen. Ich bitte um Abstimmung.“

Das Raunen: „Heute wird Geschichte gemacht. Palästina wird Staat. Der Nahostkonflikt muss enden. Es ist die Schicksalsstunde.“

Der Glockenschlag: „Gong“

Die UNO-Vollversammlung: „Für den Antrag stimmten 138 Mitglieder. 41 enthielten sich und 9 waren dagegen. Ein klares Votum.“

Geheimdienste in Ramallah und Gaza-Streifen: „Eh, keine Panik, heut knallen nur Freudenböller.“

Tel Aviv: „Das ist geschmacklos. Es gibt keinen Grund zur Freude.“

Mahmud Abbas: „Wir strecken unsere Hände zum Frieden aus.“

Benjamin Netanjahu: „So spricht niemand, der Frieden will.“

Hillary Clinton: „Zwei-Staaten-Lösung ja, aber doch nicht soo.“

Palästinenser: „Wir sind jetzt ein Staat. Israel ist auch einer. Unser aller Handeln ist jetzt zwischenstaatlich.“

Generalstab: „Mist, dann ist jetzt jeder Schuss ein Krieg zwischen Staaten.“

Netanjahu: „Das stört die Hausfrau nicht beim Bügeln. Der Siedlungsbau geht weiter.“

Chor der westlichen Außenminister: „Dann ziehen wir ernsthafte Konsequenzen, und zwar unsere Botschafter ab.“

Zwischenrufer aus Ramallah (Arafats Geist): „Die können ja zu uns kommen. Da hamses nicht soweit.“

Berlin: „Ich ermahne alle, unverzüglich an den Verhandlungstisch zurück zu kehren.“

Tel Aviv: „Abbas nich mit dem.“

Internationaler Strafgerichtshof: „Völkerrechtlich heißt die Resolution doch bloß, dass Palästina uns anrufen darf. Ab jetzt sind wir auch für palästinensische Klagen zuständig. Wir prüfen schon mal.“

Medien: „Beruhigt Euch. Die Anerkennung ist nur ein Beobachterstatus. Vollständige völkerrechtliche Anerkennung ist noch lange nicht erreicht.“

Hamas: „Da kann noch viel passieren.“

Tel Aviv: „Das war ein Fehler, das werden wir sie spüren lassen.“

Der Papst: „Keine Gewalt.“

 

Darum erwähnten die Medien den Erfolg der Palästinenser bei der UNO eher mürrisch. Von einer Chance der 2-Staaten-Lösung für den Friedensprozeß im Nahnen Osten sprach eigentlich nur Palästinenserräsident Mahmud Abbas. Die Politik findet, dass der Nahostkonflikt so komplex und schwierig ist, dass er der einfachen Öffentlichkeit nicht mehr vermittelbar ist. Das finden auch die Medien, die in jedem Fall zu wenig Experten haben, die den Konflikt noch verstehen. Sie warten daher auf wertende Vorgaben aus Washington, Paris, Berlin und Tel Aviv. Und man lässt die Öffentlichkeit nicht sehen, dass der Graben zwischen Israel und Palästina nah wie nie den Status eines überwindbaren Hindernisses errungen hat. Und wenn er zu tief oder zu breit ist, dann kann man ihn zuschütten. Selbst Siedlungsbau hat dann einen Sinn.

 

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