Rezension: Die Gunst der blauen Stunde

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Rezension Die Gunst der blauen Stunde

 „Von der Stärke der Alltagskomik

Die Gunst der blauen Stunde“ ist der Titel des vierten Buches von Bertina Henrichs und nach „Ein Garten am Meer“ ihr zweites Buch, welches im „Flugblatt“ rezensiert wird. Für Gerneleser und Vielleser liegt im literarischen Stil von Bertina Henrichs bereits der Trend zu einer Literaturentdeckung. Der durchgängige Erzählstil von ganz verschiedenen Geschichten macht bereits dann schon Lust auf das nächste Buch, wenn man „Die Gunst der blauen Stunde“ erst bis Seite 170 gelesen hat. 38 Seiten fehlen dann noch. Der schönste Abschnitt des Buches steht auf Seite 147: „Wir sterben entweder zu jung oder gedemütigt von den Lastendes Alterns. Mit dieser Gewissheit bewundere ich alle Menschen, die lachen und andere zum Lachen bringen. Tiefsinnige Sätze über all das Inakzeptable, Unlösbare und Erniedrigende im Leben kann jeder von sich geben, das ist ein Kinderspiel. Aber das unendlich Komische in den meisten Situationen zu erkennen, das Detail, das alles absurd werden lässt, und diese Entdeckung mit anderen zu teilen, das ist eine Form des Widerstands.“

In dem Roman geht es um eine verheiratete 39jährige Innenarchitektin, die ein Haus erbt und seit zwei Jahren vergeblich versucht, schwanger zu werden. Ihr Mann ist damit nicht ganz unzufrieden. Sie findet das Haus schön, er nicht, weil er, um dort zu wohnen, seinen Job an der Uni Paris aufgeben müsste, und da trennt er sich eben von ihr. Vorher sagt er aber noch „Eine skeptische Einschätzung jeder Situation ist der Beginn der Weisheit“. Sie darauf: „Schwachsinn“. An Situationen, die bei längerer Betrachtung leicht lächerlich oder absurd sind, mangelt es nicht, nur das Erkennen dauert eine Weile. Der nette Tierarzt von nebenan entpuppt sich als Anhänger von Jean Marie Le Peng, der Fremdenführer als enttäuschter Laienhistoriker und der Buchhändler als idealer Freund und Liebhaber, der den in Paris gebliebenen Gatten locker ersetzen kann. Von dem Buchhändler stammt übrigens auch die Kernaussage des Buches von Seite 147.

Bertina Henrichs, „Die Gunst der blauen Stunde“, Hofmann und Campe, Hamburg 2013,

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