FEUILLETON-ZEITGEIST: Ohr an Masse – Masse, was sprichst Du?

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„Ohr an Masse: Masse, was sprichst Du?“

Beim Lesen von Zeitungen und Hören von Nachrichten bekommen zur Zeit sehr viele Menschen das Knurren. Teilweise reagieren sie schon mit knurrigen Gefühlen, wenn sie Politikerfotos sehen oder andere im Gespräch deren Namen nennen. „Hör mir auf mit die“ ist eine Floskel, die Tratschtrüppchen auf dem Bürgersteig, an der Bushaltestelle oder im Bus selbst erklingt. Die Forderung nach dem Aufhören ist aber nie wörtlich gemeint. Keiner von allen will aufhören, über die da oben und was sie tun zu reden. Sie wollen bloß mitreden können und nicht – pardon oder nicht – verarscht werden. Denn ein Volk, welches belogen wird, bekommt leicht einen dicken Hals. Wenn dieser Fall eintritt, sollten manche in 16 deutschen Ländern sich erinnern, wie schnell am Ende Honecker & Co. in der Versenkung verschwanden. Ein Busfahrer sagte, die Zeitungen würden überhaupt nicht informieren. „Een Kumpel von mir is in soner Asylbewerberunterkunft als Dolmetscher tätig, der macht auch sonst Übersetzungen, damit die mit den Behörden klarkommen. Und der sagt, er weiß ganz genau, dass unter denen ganz viele IS-Terroristen sind. Und denn die Masse, die hier her kommt, dass dauert nicht lange, bis sie aggressiv wird.“ Den Busfahrer bewegte dann noch die Frage, woher die Flüchtlinge 6000 Euro nehmen, um Schleuser zu bezahlen. „Und dann sind se verschuldet und lassen die Familien als Pfand bei den Schleusern zurück, bis das Geld abbezahlt ist.“ Wo kommen solche Auskünfte her? Aus dem Schweigen der Presse, die nicht sagt, wie es wirklich ist, weil sie es selbst nicht weiß? „Journalisten urteilen und berichten kaum noch“, scheint in den Medien zu gelten. Zum Teil ist es sogar so, dass ziemlich junge Gesichter politische Ereignisse beurteilen, die sie mangels Lebenserfahrung noch gar nicht beurteilen können. (Ich kann keine Namen nennen, denn ich kenne die Redaktionskinder ja gar nicht.). An der Kasse in der Kaufhalle sagte neulich eine Kassiererin zu einer Kundin: „Wenn die Ausländer jetzt im Herbst auch alle gegen Grippe geimpft werden müssen, dann wird ja hier für uns der Impfstoff knapp.“ Bei aller Güte: Aber als Kassiererin sollte man doch ein wenig rechnen können. Angela Merkel ist möglicherweise eine sehr kluge Frau, bloß sie kommuniziert fast gar nicht, darum merkt man es nicht, man merkt da nur das weniger Kluge. Und während keiner wirklich weiß, ob Angela Merkels Agieren einem Plan folgt oder hilfloses Gehampel wegen fehlender Alternativen oder fehlendem Denkpotential ist, wissen die Tratschtanten an der Bushaltestelle schon ganz genau, dass den Fliehenden Wohnung und Arbeit amtlich versprochen wurde – als wären sie offiziell angeworbene Arbeitskräfte statt Opfer von Krieg, Elend und Armut. „Das musst Du Dir mal geben: die kommen her und glauben ernsthaft, die kriegen und Arbeit. Und was ist mit unsere Arbeitslosen? Hallo, gehts noch? Und denn beim Einkaufen. Da war son Schwatter, und ich hatte echt das Gefühl, gleich werd ich beklaut. Und die Kassiererinnen sind angewiesen, wegzukucken, wenn eener klaut. Mein Mann hat schon gesagt, nächstens malt er sich zum einkaufen das Gesicht schwarz an, wird billiger, und so dicke ham wa das ja ooch nich.“. Entweder ist dieses Gerede der Versuch, etwas zu beschreiben, wofür einem noch die Worte fehlen, oder Nachplappern von Demagogengeschwätz. Das macht alles so kompliziert. Wo niemand durchsieht, muss man alle Äußerungen als Thesen auffassen, die nun jetzt zu überprüfen wären – und zwar immer durch die Thesennenner selbst. (Ich bin dabei). Und dann wird sich schon zeigen, ob Ausländer wirklich ein Problem sind oder zum Problem gemacht werden, damit sich Pegida, Afd und andere profilieren können. Es gibt kein Problem. Warum also wird eins gemacht? Wissen kommt aus der Erfahrung, also entsteht aus der Erfahrung der solidarischen Mitmenschlichkeit Frieden. Das ist der Wert offener Grenzen, das ist der Sinn einer demokratischen Wertegemeinschaft.

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