Baron von Feder: Vernunft allein ist auch keine Sicherheitsgarantie

FEUILLETON KULTURBETRIEBLICHES

Straßenverkehr, Urlaubsreisen: Vernunft allein ist auch keine Sicherheitsgarantie
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Urlaubszeit, Reisezeit, Unfallzeit. Die dreifache Selbstgefährdung im Straßenverkehr hat wieder Saison. Wie jedes Jahr weiß man. dass man auch trotz vernünftiger besonnener und defensiver Fahrweise von der Straße abkommen kann. Manchmal rutschen Autos einfach so auf ein Feld, manchmal überschlagen sie sich und landen auf dem Dach. Was soll man tun, wenn es passiert? Als Neustrelitz am 4 Juni die Sommersasison mit dem „Ansommern“ eröffnete, hatte der ADAC am Hubschrauberlandeplatz für den ihre Hubschrauber zur Besichtigung geöffnet. Hinter einem flachen Dienstgebäude wurde, quasi beim Um-die-Ecke-Schauen, hatten sie einen Überschlagsimulator aufgestellt. Er bestand aus einer Fahrzeugkarosse, die die drehbar gelagert war wie ein Broiler am Bratspieß. Man konnte damit simulieren, wie der Orientierungssinn keine Chance mehr hat, zwischen oben und unten zu unterscheiden. Ausserdem bekam man bei einer Geschwindigkeit von drei Kilometern pro Stunde einen Eindruck von den Kräften, die auf die Fahrzeuginsassen wirken, wenn sich das Auto überschlägt. „Die Faustregel für die Größe der wirkenden Kraft heißt Geschwindigkeit mal Körpergewicht“, erklärte  ADAC-Teamleiter Hans-Jürgen Maier. Erster Eindruck: Der Gurt entsprach nicht der Standardausrüstung herkömmlicher PKWs. Es war mehr so wie ein Pilot im Kampfflugzeug. Dann kam die Drehung. Mit der Drehung kamen Druck und Angst. Als das Auto auf dem Kopf lag, kam die Panik. Ich wollte nur noch raus. In Echt wäre jetzt der Moment gekommen, wo man mit dem Kopf nach unten hängt wie eine Fledermaus, sich selbst nicht befreien kann und man ahnt schon, wie das Blut in den Kopf steigt. Gott sei Dank ließ mich Teamleiter Maier nicht hängen. Als sich das Auto wieder aufrichtete, fasste ich Mut. „Jugendliche hätte ich vielleicht einen Moment länger hängen lassen“, sagte er nachdem ich ausgestiegen war. Mein Fazit: selbstaufrichtende Autos, fixierende Gurte und mehrere Hämmerchen im Auto, um notfalls die Scheiben zu zerdeppern täten Not. Zumal Kraft Masse mal Beschleunigung ist und als Faustregel gilt: Kraft ist Körpergewicht mal Geschwindigkeit. Eine Frau, 60 Kilo, erlebt dann bei 30 Kilometer pro Stunde 1,8 Tonnen. ich wiege 130 Kilo. Macht theoretisch 3,9 Tonnen. Da könnte ich mich ja gleich unter einem Elefanten schlafen legen. Meine Angst wurde nicht kleiner. Aber meine Vorsicht größer.

 

04-06-2016 Was passiert beim Überschlag

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