FEUILLETON-KULTURBETRIEBLICHES
Kunst ohne Barrieren von Künstlern mit Hindernissen
Seit Juni 2016 betreiben Jana Banschus und Enrico Bach in der Strelitzer Straße in Neustrelitz das Atelier Tageswerk. Es ist ein vollkommen barrierefreies Atelier für Künstler mit und ohne Behinderungen. Auf 580 Quadratmetern Grundfläche haben die Fachkrankenschwester Jana Banschus und der Sozialtherapeut Enrico Bach Werkstätten, Küche, sanitäre Einrichtungen und Ruheräume für ihre zuweilen ganz spezielle Klientel geschaffen. „Wir wollen eine Plattform sein für Menschen mit Hilfsbedarf und ohne Hilfsbedarf. Hier können physisch und psychisch schwer und schwerstbehinderte Menschen zusammenkommen und auf dem Weg der Kunst miteinander kommunizieren. Und nicht nur die: Auch Arbeitslose mit künstlerischer Ader, denen im Hartz-Vier-Bezug die Decke auf den Kopf fällt, sind hier willkommen. Jeder kann kommen, wir unterstützen nur da, wo es nötig ist, und geben soziales Assistenz“, sagt Sozialtherapeut Bach. „Ich glaube, wir sind mit unserer Einrichtung völlig neue Wege in der Konzipierung von Behindertenwerkstätten gegangen. Das Atelier Tageswerk ist sozusagen ein Pilotprojekt mitten in der Stadt.“ Einer dieser neuen Wege ist das Finanzierungskonzept des Ateliers. Die Betreiber kommen anders als in vergleichbaren herkömmlichen sozialen Projekten ohne Trägergesellschaft aus. Bach und Banschus haben sich als gemeinnützige Unternehmensgesellschaft (gUG) gegründet. Diese Unternehmensform ist auch als Anspar-Gmbh bekannt. Sie braucht daher ihr Haftungskapital nicht schon bei der Unternehmensgründung vorzuweisen, sondern kann es durch die tägliche Arbeit erwirtschaften. Die Gemeinnützigkeit nach Paragraph 51 der Abgabenordnung ergibt sich für die beiden Betreiber sowie für die Behörden aus dem Unternehmenszweck: Förderung von Kunst und Kultur, des Wohlfahrtswesens sowie mildtätiger Zwecke. „Was wir hier machen, ist im Grunde genommen gelebte Inklusion“, sagt Bach. Inklusion ist nichts anderes als die Förderung der Zugehörigkeit und die Überwindung der Ausgrenzung, auf die behinderte Menschen sonst allzu oft stoßen. Und wenn nichts dazwischen kommt, wird Mitte August aus einem Teil der Kunstgalerie ein Einzelhandelsangebot für das kunstinteressierte Publikum.