FEUILLETON-REZENSION: Mörderisches Schwerin-Todschicke Frauen

FEUILLETON-REZENSION
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Rezension „Mörderisches Schwerin – Todschicke Frauen“

„Der Siebente bringts“

Von Diana Salow gibt es nun schon den zweiten Ostseekrimi, der im mörderischen Schwerin handelt. Diesmal hat Salows Hauptkommissar Berger es mit Todschicken Frauen zu tun, mit einem Mädchenhändlerring und einem Mord. Am Anfangs ihres Erzählstroms wirkt Diana Salows Text ein wenig aufgeregt wie die Stimme eines Redners am Anfang seines Referates, wenn er Lampenfieber hat. Dann aber wird sie souverän. Das kann auch an der Einbeziehung realer Ereignisse in die fiktive Geschichte liegen. Zum Beispiel der Absturz eines Flugzeuges 2015, weil der Pilot depressiv gewesen sein soll. Oder die Erwähnung einer Flüchtlingskrise in Mecklenburg-Vorpommern, bei der es tatsächlich zu kritisieren ist, dass aus dem Hilfsbedarf der Menschen ein Problem gemacht wird, welches es zu diskutieren gilt. Der Hilfsbedarf trat derweilen in den Hintergrund. Die Idee, die Realität als Kulisse der Fiktion zu benutzen, ist gut. Vielleicht ist hier ein weiterer zarter Ansatz zu sehen, wie Kriminalliteratur zum Spiegel der gesellschaftlichen Realität werden kann? Schön wäre es, denn ein facettenreiches Spiegelbild durch die Literatur ist derzeit noch nicht scharf genug, aber stellenweise scheinbar im Versuchsstadium.
An Diana Salows Krimi gibt eine Eigentümlickeit des Sprachgebrauchs. Sie benutzt außerordentlich viele wertende Verben für die Handlungen von Personen. Es kommt zu dicke, wenn es in einem Dialog ständig heißt: „bot er an“, „lächelte er“, „provozierte er“, „redete er sich in Rage“. Und dazu kommt dann noch eine sehr breit hingestreute Attributenschwemme, um den Lesern klarzumachen, ob sie Sympathien oder Antipathien empfinden sollen. Noch vier Krimis, und der siebente bringts dann.
Damit ist ja zu rechnen. Denn die Schlussszene deutet ja schon die Vorbereitung neuer Verbrechen an. Sie hätte eine fantastisch gute Überleitung sein können, wenn da nicht der letzte Satz gewesen wäre. Der letzte enttäuscht das ganze Lesegefühl. Schade.
(Diana Salow, „Mörderisches Schwerin-Todschicke Frauen“, Hinstorff-Verlag, Rostock 2017)

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