FEUILLETON-ZEITGEIST: Unpassende Wahlen

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„Unpassende Wahlen“

 Seit dem 24. September kaspern CDU, CSU, FDP und Grüne herum, statt sich wie Menschen, die von ihrer Aufgabe etwas verstehen, verantwortungsvoll um eine neue Regierungsbildung zu kümmern. aber nein – die Regierung bildet sich nicht. Statt dessen erklären die Sozialdemokraten, dass sie nicht mehr mitspielen wollen, weil ihnen das Ergebnis nicht passt. Kann das am Alter liegen? Geboren wurde sie im Mai 1875. Nun ist sie gegenüber ihren eigenen Idealen und den jungen Wählern ein wenig inkonsequent geworden. Mit iher absage an eine Große Koalition hat sie wie schon seit längerem auf einen anderen reagiert, statt mal aktiv zu werden. Die FDP hat den König gekippt, das Handtuch geworfen, das Pokerblatt niedergelegt – und von dieser kleinen Spezialpartei lässt sich die SPD rumführen. Wie das so ist mit 142 Jahren. Das liberale Trotzköpfchen will lieber nicht regieren als falsch – und da will die alte sozialdemokratische Tante dann auch nicht mehr. Die gerne wollen, können nicht, weil sie die am Abseits wandelnden Praktikanten der Alternative zu Rechtsstaat und Demokratie sind. Die Praktikanten haben gesagt, sie würden eine Regierung unter CDU tolerieren, wenn man ihr nur vorher Angela Merkel zum Frühstück überließe. Im Stück. Das ist ziemlich anmaßend für einen Praktikanten. Die Praktikanten rechnen wohl damit, dass ihnen bei Neuwahlen noch mehr Stimmen in den braunen Schoß fallen würden. Und nun ist überall die Aufregung groß. Große Koalition, Neuwahl oder Minderheitsregierung sollen die drei Entscheidungspunkte sein. Es sind nur zwei. Neuwahlen hieße. solange am Wahlergebnis herumzuwählen, bis es passt. Das ungleiche Brüderpaar FDP und AfD würde einen Morgenwind fühlen. Solch ein Aufschwung könnte Bundespräsident Steinmeier am Ende zum Hindenburg einer neoliberalen Tyrannei machen. In einer Minderheitsregierung wäre plötzlich jeder Abgeordnete nach seinem Gewissen verantwortlich. Das käme den Auftragsgebern der Volksvertretung, also dem Souverän, also uns, also Michel und Michaela, doch sehr entgegen. Aber auch wir würden uns wohl verdutzt die Augen reiben.
Neuwahlen aber sind wie der Witz aus dem Tanzsaal:

-Gnädige Frau, wollen Sie mit mir tanzen?
-Nein
-Gändige frau, könnten Sie sich das noch mal überlegen?

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