FEUILLETON-ZEITGEIST: Chemnitz. Stockholm und Apolda

FEUILLETON-ZEITGEIST

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„Chemnitz, Stockholm und Apoldda“

 

Mit diesem Beitrag wollte das „Das Flugblattt“ warten, bis klar wäre, ob die Beförderung vom Verfassungsschutzchef Hans -Georg Maaßen das letzte Wort wäre oder das Murren über die offenkundige Postenschiebung noch einen Wandel bewirken könnte . Er war es pro forma, denn Maaßen wird nun nicht Innenminister Seehofers „graue Eminenz der Staatssekretär“, sondern „Sonderberater für innenpolitische Fragen“. Weiterhin argwöhnische Beobachter denken, dass er auch in dieser Position seinem Innenminister bei der Abweisung und Abschiebung von Menschen in Not, sprich: Migranten oder Flüchtlinge, Ideen einflüstern kann. Weiterhin satirische Beobachter denken, solche Einflüsterungen habe der Innenminister gar nicht nötig. Der Verfassungsschutzmann war eigentlich nur über die Aussage gestolpert, es habe keinen braunen Mob und keine Hetzjagd in Chemnitz gegeben. Er nahm wohl an, von einer Hetzjagd konnte schon deshalb keine Rede sein, weil „Hasi hier bleiben sollte“. Wen soll die Meute hetzen, wenn kein Hase da ist? Zuerst hatte die Alternative zu Rechtsstaat und Demokratie (AFD) in Chemnitz demonstriert. Links hielt gegen, und schon gilt die ehemalige sächsische Industriestadt Chemnitz, derzeit mit 6878 Hartz-Vier-Arbeitslosen und 2061 Anspruchberechtigten Arbeitslosen, also insgesamt 8939. Menschen im arbeitsfähigen Alter – hier von 16 bis 69 Jahre – gibt es 163.471. Die Zahlen sind aus den Amgaben des Stadteigenen Webseite www.chemnitz.de zusammengestgellt. Seit Hetzjagd und „Demonstration“ hat der Vorfall schon den beschämenden Eigennahmen „Die Ereignisse von Chemnitz“ bekommen. Und zwar von allen Seitten. Kurz zuvor filmte in Dresden ein Kameratema einen Pegiden-Aufzug. Ein hutzeliges Männchen in schwarz-gelb-roter Kluft mit einem spitzen Hütchen wie aus einem Märchenfilm warf einem Kamerateam vor: „Sie haben misch ins Gesischt gefilmt“. Die Szene war ähnlich wie bei Loriot, wo der Gast sagt: „Sie haben mir ins Essen gequatscht“, bloss nicht so lustig, denn das kleine Männchen befand: „Das is ä Strafdat, un Se gomm jetz mit zur Pollezei“. Von diesem Männchen ist gar keine Rede mehr. Dafür traten noch zwei Gespenster durchs Zeitfenster: In Schweden gingen die Parlamentswahlen dermaßen gefährlich günstig für die dortigen Nazis aus, das einen das Gefühl beschleicht, ganz Europa stünde vor einer gemeinschaftlichen braunen Phase. Wohin soll man dann fliehen? Soll es wirklich die Zukunft werden, dass die Welt entweder braun ist Kriegsgebiet? Zu guter Letzt schaute noch aus Thüringen ein braunes Gespenst durchs Zeitfenster. Sie wollten in Mattstedet bei Apolda ein Rechstrock-Konzert durchführen.Das haben dann wohl die Verwaltungsbehörden mit juristischen Mitteln verhindert. Bürokratie kann zuweilen auch ein Segen sein. Die Verwaltungsbürokratie hatte ein allgemeines Nutzungs-und Betretungsverbot erlassen, weil der Eigentümer des geplanten Tatortes keiner Nutzung zugestimmt hatte. Nun aber wollen die braunen Gesellen das Konzert am 5. und 6. Oktober direkt auf dem Marktplatz von Apolda nachholen, schreibt die Thüringer Allgemeine.

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