Sittenwidrige Unterschichten

Meinung und Kommentar

Dienstag, 27. Oktober 2009

Autor: Hannes Nagel

Es gibt Leute, die immer mal wieder über sittenwidrige Löhne sprechen. Sittenwidrige Löhne sind Löhne, die so klein sind, dass ein Bezieher davon sich trotzdem noch vor dem Staat erniedrigen muss, um zusätzliche finanzielle Unterstützung zu bekommen. In einem Artikel des Onlinemagazins Telepolis (www.telepolis.de) hieß gerade die Überschrift: „ Sittenwidrige Löhne beginnen bei 2,04 Euro“. Mitte Oktober waren es noch vier fuffzich. Unterhalb dieser Marke hätten sich damals sogar hartherzige Politiker grün und blau geschämt. Bei den Gewerkschaften liegt die Schamgrenze ungefähr bei 7,50 Euro.

Das Geschacher um Mindestlöhne und sittenwidrige Stundensätze ist zum Knurren. Die Leute, die mit den Löhnen leben müssen, fragt natürlich keiner. Wer hat die kleinen Leute schon überhaupt irgendwo irgendwann gefragt? Es entscheiden Leute über einen Lohn, den man Menschen wie Dir und mir zugesteht, die sich selbst Summen genehmigen, an die wir hier unten nicht mal dann annähernd heran kämen, wenn der Stundenlohn 12,50 betrüge. (Konjunktiv).

Und dann meldet sich Medienberichten zufolge noch ein Berliner Stadteilbürgermeister zu Wort. Der Stadtteil heißt Neukölln und der Bürgermeister Heinz Buschkowsky. Sein Stichwort heißt „Betreuungsgeld“, und was er zu sagen hatte, ließ er beim Tagesspiegel (www.tagesspiegel.de) ab. Die schwarz-gelbe Koalition, hierorts als Wespe bekannt, will ab 2013 Eltern quasi als Lohnersatz Geld zahlen, wenn sie die lieben Kleinen zu Hause erziehen, wobei – das ist der Knackpunkt -.dieses Geld dann auch ausschließlich für den hoffnungsvollen Nachwuchs da sein soll. Dazu sprach Heinz B: „Im Klartext: In der deutschen Unterschicht wird es versoffen, und in der migrantischen Unterschicht kommt die Oma aus der Heimat zum Erziehen, wenn überhaupt“

Na, bei der Zuwanderungspolitik können die Kinderchen lange auf die Oma warten. Und auf zwei Unterschichten können sich Leute wie der, der sie realiter verunglimpft hat, ziemlich bequem ausruhen. Nur mit dem Ruhekissen hapert es noch, denn das beschert nur ein gutes Gewissen.

Bleibt nun am Ende noch die Frage, was eigentlich sittenwidrig ist. Und wenn man darüber nachdenkt, sind auch riesige Managergehälter sittenwidrig. Und Zustände, die eine solche Debatte überhaupt erst zwingend notwendig machen.

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