Niemand hat die Absicht, etwas Böses zu verrichten

Meinung und Kommentar

Quergedachtes

Montag, 14.12. 2009

Autor: Hannes Nagel

Niemand hat die Absicht etwas Böses zu verrichten

Anfang des Jahres 2009 hatte eine Frau aus Berlin, die dort beruflich zu tun hat, den Menschen ihres Landes gedroht, dass das Jahr 2009 ein Jahr schlechter Nachrichten werden würde. Seitdem tut sie alles, um ihre Vorhersage wahr werden zu lassen. Das gelingt ihr, weil sie viele Unterstützer und Sympathisanten hat. Sie hat zwar nicht alle schlechten Nachrichten selbst verbockt, aber sie trägt die Verantwortung dafür.

Jetzt, kurz vor Jahresende, sieht die Bilanz gar nicht so schlecht aus. Es gab auch schöne Momente: Schmulla Idt ist weg, die Apfelernte war gut, Schiller und die Freundschaft sind wieder modern und mit der Quantenfeldtransformation hilft auch wünschen wieder.

Da zog die Frau aus Berlin einen Flunsch und peitschte durch, dass ab 2010 auch die Personalausweise geheimdienstfreundlich gestaltet werden sollen. Die Personalausweise bekommen einen Chip, der heißt RFID und kann ohne Wissen der Bürger von einem versteckten Mann mit Scanner gelesen werden. Weil das ein elektronischer Ausweis ist, „der viel mehr kann“, wie Innenminister Thomas de Maiziere sagte, liegt dem Scannerblick wohl auch gleich das gesamte Melderegister offen. Versteck spielen oder ein Refugium aufsuchen ist dann nicht mehr möglich. Aber das hat, versichern Offizielle, nur Vorteile. Denn niemand hat die Absicht, etwas Böses zu verrichten. Diese sattsam bekannte Beschwichtigungsstruktur von einem Herrn mit Spitzbart, der Herr Ulbricht geheißen, dürfte automatisch dazu führen, dass das Leugnen einer bösen Absicht als ihr Eingeständnis wahrgenommen wird. Was bleibt unsereinem dann noch walter ulbricht? Den Chip unlesbar kratzen, nur die üblichen Daten – Name und eine Anschrift – lesbar lassen. Und wenn man irgendwo ungestört sein will, lässt man den Ausweis weit entfernt. Als ob man ein Mobiltelefon ausschaltet.

Dieser Beitrag wurde unter Baron von Feder veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.