Afghanistan und der Zeitgeist

Quergedachtes

Dienstag, 12. Januar 2010

Afghanistan und der Zeitgeist

Autor: Hannes Nagel

 

Afghanistan und der Zeitgeist

Wenn die Zeit dramatisch ist, dann freut sich die Dramatik, das sie das Drama einer Zeit in Worte kleiden kann. Das Drama, um das es hier geht, ist das Drama Krieg. Ein Krieg, der nicht Krieg genannt werden soll, aber einer ist. Das Drama hat zwei Hauptakteure: Verteidigungsminister Guttenberg und Bischöfin Käßmann. Es ist das Drama zwischen Nächstenliebe und Staatsräson. Es ist das Drama zwischen Friedenssehnsucht und falschen Friedenswerkzeugen.

Die Regisseure des Dramas wollen nun beide Akteure am Kriegsschauplatz auftreten lassen. Kulisse: brandrot. Begleitmusik: Donnergrollen. Vor dem Feuerschein der Waffen predigt die Bischöfin über den Jesaja-Text „Schwerter zu Pflugscharen“.Staatstragend verkniffenen Mundes hört der Verteidigungsminister zu.

Friedrich Schiller hätte aus dieser Konstellation etwas Zitierfähiges geholt. Etwas Subversiv-Aufsässiges. Das ließe sich dann immer zitieren, wenn Freiheit und Menschenrechte in Gefahr sind. Etwas Symbolisches, wie das Duell zwischen der französischen Nationalhymne und „Die Wacht am Rhein“ in dem Film „Casablanca“. Goethe hingegen hätte einen drastischen Spruch wie im Götz von Berlichingen zustande gebracht. Das trifft es ja auch.

Aber es gibt grad keinen Goethe und keinen Schiller. Es gibt nur ein geistloses Politikverständnis bei denen, die Politik gestalten.

Und das Theater, ach: es dauert noch, bevor die Menschlichkeit zur Reife kommt.

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