Satire: Apropos geistiger -ismus
Freitag, 12. Februar 2010
Hannes Nagel
Apropos geistiger -ismus
Deutschland hat einen Minister, der von seinem Gebiet soviel versteht, wie ein interessierter Arbeiter. Der Arbeiter – nehmen wir an, er ist Schuster – denkt aber nicht im Traum daran, aus seinem Interesse gleich einen Amtsanspruch abzuleiten. Er bleibt bei seinem Leisten. Was den Minister für den Posten des Kapitäns auf großer Fahrt qualifiziert, ist seine Beobachtungsgabe: Er hat zugesehen, wie Fischerboote entladen wurden. Da hat er gesagt, das kann ich auch und werde Kapitän. Oder wenigstens zweiter Offizier.
Dementsprechend schlingert das Schiff im Sturm, und die Passagiere stehen an der Reling und kotzen.
Dann meinte er, es gehöre zu seinem Dienst, sich auch um die Passagiere im Unterdeck zu kümmern. Er fand, sie quälen sich so sehr, und da ersann er einen Plan, wie man sie loswerden könnte und sich dabei auf Menschlichkeit berufen könne. Er nannte ihr Recht auf Leben einen geistigen Sozialismus, der das Schiff bedroht. „Über Bord mit ihnen, zu den Haien, wer es bei ihnen schafftt, schafft es überall. Denn Leistung muss sich wieder lohnen“.
Da darf man doch mal fragen, was für einen geistigen -ismus der Minister pflegt.