Rezension “Redet Geld, schweigt die Welt”

Donnerstag, 06. Oktober 2011

Rezension „Redet Geld, schweigt die Welt“

Hannes Nagel

Ulrich Wickert hat nachgedacht

 

Wenn etwas schwer zu bewerkstelligen ist, wird oft darauf verzichtet, dieses Etwas zu tun. Erst wird noch geprüft, und dann kommt der Prüfer zu dem Ergebnis: „Das geht nicht“ oder „Das ist zu aufwendig – ein unsinniger Kraftakt“. Wäre diese Regel eine eherne ewige Gesetzmäßigkeit, dann würde Ethik in der Wirtschaft gerade deshalb nicht stattfinden, weil sie schwer zu praktizieren ist und ein unsinniger Kraftakt wäre. Sachzwänge, wissen Sie?

 

Aber Ulrich Wickert hat nachgedacht. Dabei hat er festgestellt, dass Ethik eigentlich ganz einfach ist. Für Ethik in der Wirtschaft oder soziale Gerechtigkeit braucht man nicht einmal eine Revolution anzuzetteln oder ein jahrelanges Studium von Wirtschaftsethik zu überstehen. Verantwortung und soziale Gerechtigkeit – theoretisch die Ziele von sozialer Revolution und Studium der Wirtschaftsethik – können auf einfache aufwandslose Weise das Verhältnis zwischen Lohnarbeiter, Arbeitgeber, Arbeitslosigkeit und nachhaltigem Umgang mit Ressourcen prägen. Es ist alles ganz einfach, fand Ulrich Wickert beim Denken heraus und schrieb das Buch „Redet Geld, schweigt die Welt“, welches im Verlag Hoffmann und Kampe in Hamburg erschien.

 

Das Buch ist eine einzige Aufforderung, selber ethisch zu handeln und auf Sachzwänge zu pfeifen. Man muss nicht erst ewig warten, bis „der Staat“ das ethische Handeln vorlebt, denn gerade dies tut er nie. Und ist unser aller Leben nicht eigentlich viel zu kostbar, um es einem Staat anzuvertrauen? Warum können und sollen wir uns selber nicht das Gute tun, was wir sonst vom Staat erwarten und warten und warten und dann werden wir doch wieder nur enttäuscht?

 

Weniger ist mehr, teilen ist sparen, und warum dürfen wir uns nicht um uns selber kümmern, wo doch das Kapital sich um sein Sein, nämlich das Kapital, kümmern darf und keinem Staat würde es einfallen, dem Kapital Vorschriften zu machen?

 

Das geht so nicht, da hat Wickert Recht. Redet Geld, schweigt die Welt, und manche lassen, weil sie es nicht anders können, das Geld für sich denken. WIR können besser, suggeriert Wickert, ohne dies auszusprechen.

 

Ulrich Wickert, „Redet Geld, schweigt die Welt“, www.hoca.de, Hamburg 2011

Dieser Beitrag wurde unter Feuilleton-Rezension, Feuilleton-Zeitgeist veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.