Rezension: Mit 10 Büchern zum Pazifisten

 REZENSION

 Ratgeber: Mit 10 Büchern zum Pazifisten

 Einmal befand ich mich mit jemandem in einem Disput. Es ging um den Roman „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque. Zwei Szenen gab es, an denen sich die schleichende Zersetzung der Menschlichkeit durch militärische Ausbildung und militärische Tätigkeit besonders ausdrückte: Ein Soldat kam als Fronturlauber zu seiner Mutter, die ihn „Mein Kind“ nannte – dabei war er inzwischen bereits mehrfach zum Mörder geworden, welcher mittels Klappspaten Kinder französischer Mütter getötet hatte. Den Klappspaten hatte er deshalb genommen, weil sich die Bajonette immer hinter den Rippen verhakten, so dass man sie schlecht heraus bekam. Die zweite Szene war die eines Familientreffens mit gemeinsamem Mittagessen.

Der Fronturlaubssoldat nahm, wie er es beim Militär erst gelernt hatte, das Kotelett in die Hände und frass es wie es im Felde üblich ist. Entsetzt starrte ihn die ganze Familie an.

Und wir diskutierten über die Verrohung der Sitten durch das Militär und ob sie jeden, wenn sie ihn haben, zum Mörder machen können, auch wenn er sonst keiner Fliege etwas zuleide tun konnte. Und es kam zu der These: „Wenn wir genug Literatur hätten, die eine Abneigung gegen alles Militärische erzeugt, dann würde niemand mehr mitmachen und es könnte kein Krieg mehr stattfinden.“ Es kam prompt zur Gegenthese: „Das geht nicht, denn wir haben gar nicht die Lehrer, die in der Lage wären, uns mit Antikriegsliteratur zu Pazifisten zu erziehen“. Der Disput muss ungefähr 1988 gewesen sein. Also vor 25 Jahren etwa. Der Wunsch nach der ersten These besteht trotzdem noch. Militärpolitische Jugendarbeit in den Schulen zur Nachwuchsgewinnung und militärpsychologische Forschungen zur Ausschaltung der natürlichen Tötungshemmung sprechen eine andere Sprache. Die Sprache klingt nach Kasernenhof und Befehl, und sie riecht wie abgestandene Luft in einer Feldwebelhose.

Und wenn es auch aussieht, als solle man gegen eine Ozean aus Wut nicht gegenan pfeifen, so wollen wir trotzdem zehn Bücher auflisten, die dem global erstarkenden Militarismus den einfachen bescheidenen Pazifismus entgegen halten. Und wenn Sie danach noch ein Buch lesen möchten, in denen es einfach nur menschelt, empfehle ich Erich Wiechert, „Die Jerominkinder“.

Mit der Liste folgender 10 Titel müsste es sogar dem berühmten Hindukuschhelden und Generalfeldschallmei Georg Klein möglich werden, zum Pazifisten zu werden:

1. Berta von Suttner:

Die Waffen nieder“

2. Erich Maria Remarque:

Im Westen nichts Neues“

3. Erich Maria Remarque:

Zeit zu leben, Zeit zu sterben“

4. Arnold Zweig:

Der Streit um den Sergeanten

Grischa“

5. Stefan Heym:

Kreuzfahrer von heute“

6. Ludwig Renn:

Krieg“

7. Lew Tolstoi:

Krieg und Frieden“

8. Ernst Friedrich:

Krieg dem Kriege“

9. Claude Simon:

Die Akazie“

10. Henry Barbusse

Das Feuer“

Dieser Beitrag wurde unter Feuilleton-Rezension veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.