Rezension: Bürgerbegehren für Boddendurchstich

REZENSION

 von Helene Musfedder

Freier Zugang vom Bodden zur Ostsee

Der Zugang zur Ostsee muss Zingst zerschneiden“

 Vor der Stadt Barth liegt wie ein natürlicher Schutzdeich die Sandbank Zingst-Darss-Fischland in der Ostsee. Seit einem Jahr forciert der Verein „Boddendurchstich“ bei Politik, Wirtschaft und Bürgern den Wunsch nach eine schiffbaren Verbindung zwischen Ostsee und Bodden. Dazu muss lediglich ein Kanal durch die Sandbank gegraben werden. Erst waren die Kommunen dagegen, jetzt sind sie dafür. Man braucht nur noch Politik und Bürger zu überzeugen. Der erste Akt lief am 8. März.

 Ich erinnere mich leider nicht, wie das Lehrbuch heißt, nach dem der Verein Boddendurchstich die “Operation Bürgerbegehren” inszeniert hat, aber es war gut gemacht. Sie hatten nämlich den Historiker Jürgen Hamel geholt, der über die seit 300 Jahren immer wieder aufflackernde Idee eines Seewegs vom Bodden zur Ostsee referierte. Den Seeweg will seit 300 Jahren immer die Wirtschaft haben, damit sie mit Schiffen nicht immer um Barhöft rum müssen, wenn sie in die Ostsee wollen. (Ist aber ein idyllischer Wasserweg).

Der Vortrag des Historikers zeigt, dass Geschichte lehrreich und interssant sein kann. Immer dann nämlich, wenn der Durchstich mit regionalen Wirtschaftsinteressen oder gar sozialen Belangen begründet wurde, waren die oberen Behörden taub. Wenn aber mit der „Größe Deutschlands“, der „Bedeutung im internationalen Geschäft“ oder den „Möglichkeiten der militärischen Nutzung“ argumentiert wurde, kamen sofort ein paar Planungen in Gang. Es könnte sogar sein, dass frühere Planungen wieder aus der Schublade geholt werden, die die Eisenbahn bis in den Barther Hafen führen und von dort ein Eisenbahnfährschiff nach Skandinavien schwimmen lassen, immer frei durch die Schleuse „Bürgermeister K.“ Den Namen benutzte der Historiker nicht. Er entstammt lediglich der Fantasie. Er sagte aber wörtlich: „So, jetzt haben Sie die wahren Argumente für den Durchstich“. Heißt wohl: Der Plan ist Luxus, keine Notwendigkeit. Kann man machen, wenn man es sich leisten kann. Aber nicht, solange Menschen ohne Einkommen darben.

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