Rezension: “Das Mordhaus im Wald”

Helene Musfedder

Rezension „Das Mordhaus am Wald“

 „Ostseekrimi mit Deja Vu

Als im März die Sonne schien, schickte Hinstorff an unseren Chef zwei Ostseekrimis zum Rezensieren. Der Chef eilte auf mich zu. Sein Gesicht strahlte mit der Frühlingssonne um die Wette, und er sprach: „Helene“, sprach er feierlich, „willst Du Dich an den neuen Ostseekrimis aus dem Hinstorff-Verlag austoben?“ Ich hauchte beglückt: „Ja, ich will.“ Die Redaktion klatschte Beifall. Und nun sitze ich am offenen Morgenfenster, kühl weht die Luft und die Kranichrufe wärmen mein Herz. Der Kaffee tut selbiges mit meinem Innern, und ich beginne zu lesen: „Das Haus Klabautermann steht am Waldrand…“. Es ist der erste Satz im Prolog von Elke Pupkes zweitem Roman in der Reihe Ostseekrimi. Und in dieses zweiten Romanes Prolog fällt ein Mann vom Dach und stirbt. Der Mann ist Vermieter von Wohnungen in einem sanierungsbedürftigen Haus, und er müsste erst das Haus „entmieten“, wie der eiskalte Fachausdruck lautet. Da entstehen dann jede Menge Verdachte und Motive, denn keiner ist wirklich traurig über den auf diese Weise erfolgten Weggang des Vermieters. Aber wer? Im ersten Pupke-Krimi hat die Polizei den Fall der „Toten von Bansin“ nur lösen können, weil Berta Kelling vor Ort war. Im zweiten sagt Tante Berta auf Seite 16 im Kreise ihrer Bekannten: „Die Polizei kann man leichter belügen als uns, weil wir uns alle kennen.“ Tante Berta ist bei Elke Pupke so etwas wie eine Mrs. Marple. Sie macht mit dieser Aussage deutlich, dass sie den Anspruch erhebt, für die Polizei unentbehrlich zu sei. Die Polizei darf sich gar nicht vorstellen können, ihre Arbeit auch ohne Tante Berta machen zu können. Sie, ihre Nichte Sophie und viele andere Personen kommen im Mordhaus-Krimi wieder vor. Wenn man sie aus dem ersten Krimi schon kennt, hat man zuweilen das Gefühl, ein Deja-Vu zu erleben. Sieben mal ist mir das beim Lesen passiert. Ich fand keine Ruhe und fragte im Lektorat nach. „Hat die Autorin da Einfälle zweitverwertet?“, fragte ich und bekam Antwort. „Eine gewisse Zweitverwertung ist von der Autorin durchaus beabsichtigt. Die wieder auftauchenden Figuren verhalten sich in Fortsetzung des ersten Buches schlüssig.“ Der Lektor erwähnte sogar eine Stelle, die mir gar nicht aufgefallen war, nämlich das Treppenattentat. Ich schau da jetzt auch gar nicht nach, sondern überlasse es jedem, der nun neugierig auf den „Das Mordhaus am Wald“ geworden ist. (kostet 12 Komma 99 Euro)

cover rezi Das Mordhaus am Wald

Im Übrigen zeigt Elke Pupke, dass sie Spaß am Fabulieren und Formulieren hat. Noch mehr Spaß zeigt sie am Lokalkolorit. Das mag beruflich bedingt sein, denn sie war Bibliothekarin, Reiseleiter, macht Bildvorträge und kennt sich in der Gastronomie aus. Den größten Spaß scheint Elke Pupke eine Dame bereitet zu haben, die ständig Sprichwörter und Redewendungen herzerfrischend komisch miteinander vermengt. Zum Beispiel „Reden ist Schweigen, Silber ist Gold“.

 (Elke Pupke, „Das Mordhaus am Wald“, Hinstorff-Verlag, Rostock 2014)

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