BEWEGUNGSMELDER: “Ölkitzel am Stassfurtkarbonat”

BEWEGUNGSMELDER

“Ölkitzel am Stassfurtkarbonat”

“Ölkitzel am Stassfurtkarbonat”

In der Woche vom 16. bis 20. Juni will die Ölförderfirma CEP die hydraulische Stimulation der Förderstelle am Bohrloch Barth 11 in Saal abschließend stimuliert haben. Auf einer Länge von 1000 Metern hat CEP dazu zehn sogenannte Stimulationsports in die Horizontalbohrung in 2.700 Metern Tiefe eingebacht. Dort lagert das begehrte Stassfurt-Karbonat, eine Gesteinsschicht, in dem sich vor 250 Millionen Jahren Pflanzenreste unter dem Druck der Gesteinsmassen zu der Molekülstruktur von Erdöl verformten. 250 Millionen Jahre später ist Öl ein Rohstoff in der Weltwirtschaft, für den horrende Preise gezahlt werden, manchmal auch der Preis von Menschenleben in Kriegen.

Fotocollage: Am Bohrloch Bart 11 in Saal am Saaler Bodden begannen die Ölbohrer von CEP am Montag mit dem Aufbrechen des ölhaltigen Stassfurtkarbonats in 2700 Metern Tiefe. Das Gestein wurd durch eine Pampe aufgebrochen, die aus Stützsand, wasser und Gel besteht. In vier Mischsilos – siehe oben – mischt die Firma halliburton die Pampe zurecht. Unten sind die Komponenten noch mal im Detail zu sehen. Rechts ist der Geschäftsführer mit einem Fläschchen Öl von 2011 vom gleichen Bohrloch.

Stimulation

 

Weil beim Bohren die Bereiche um das Bohrloch ndurch Bohrschlamm und Zement verschlossen werden,  muss jeder, der das Öl fördern will, diese Schichten zerstören. Dafür gibt es zwei Methoden: Fracking und hydraulische Stimulation. CEP wendet die hydraulische Stimulation an. In den letzten Wochen und Monaten gab es um die Bezeichnung der Methode teils heftige, teils gründliche Diskussionen. Darin sollte geklärt werden, ob das hydraulische Stimulieren lediglich ein beschönigender Ausdruck für Fracking ist oder tatsächlich eine eigene und verhältnismäßig umweltschonende Methode. CEP-Geschäftsführer Thomas Schröter und Pressesprecher Jens Müller erklärten in den letzten Wochen beharrlich, dass beim Stimulieren eine Flüssigkeit (“nicht waqssergefährdend”) in die Gesteinsschicht gepresst wird. Insgesamt 1.500 Kubikmeter eines Gemisches aus Stützsand, Wasser und Gel werden dazu in Silos der Firma Halliburton durch Halliburton selbst angemischt und dann in die Stimulationsbohrungen gepresst. Das freiwerdende Öl steigt dann, wenn CEP nach dem Anschluss aller Stimulationsstellen die Ventile aufdreht, durch Rohrleitungen an die Oberfläche, wo das ganze Gemisch wieder aufgefangen wird. In einer vierstufigen Separation werden dann die Bestandteile voneinander getrennt. Das Wasser mit dem Stimlationsmittel wird aufgefangen, das Öl wird in Messkesseln auf seine chemische Reinheit untersucht, und das Gas wird abgefackelt. Mit hydraulischer Stimulierung hat die Erdölförderung in den letzten 60 jahren 450 mal Erfahrung gesammelt, sagte der Geschäftsführer. Mit der Stimulationsflüssigkeit gibt es erst seit vier Jahren Erfahrung, denn das Gemisch mit dem Markennamen Cleanstim ist erst 2010 von Halliburton angemeldet worden. Umweltverträglich soll es dennoch sein. Als Beweis taucht Geschäftsführer Schröter einen Finger in die Substanz und schleckt ihn hernach ab.

Foto: CEP-Geschäftsführer verkostet eine Komponente von Halliburtons Stimulationsflüssigkeit Cleanstim (Markenanmeldung 2010)

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