FEUILLETON: Rezension “Knoten”

FEUILLETON

REZENSION: „Knoten“

„Tampen, Fäden, Spleiße, Knoten“

Liebe Kinder und Jugendliche, früher gab es an Schuhen keine Klettverschlüsse. Um sie verschließen zu können, hatten zwei parallel angeordnete Reihen mit Löchern Durch diese Löcher wurde eine Schnur gezogen. Das erste Loch für die Schnur war das Loch unten links, also wenn man aus gebückter Haltung auf den Schuh am Fuß blickt. Die Schnur ging dann vom untersten Loch der linken Lochreihe rüber zum untersten Loch der rechten Lochreihe. Dann wurde das überstehende rechte Schnurende in das zweite Loch der linken Lochreihe gesteckt und das überstehende Schnurende der linken Lochreihe in das zweite Loch der rechten Lochreihe. Wenn man die Schnur auf diese Weise durch alle Löcher der Lochreihen gefädelt hatte, musste man sie nur noch miteinander verbinden. Dazu machte man mit den beiden losen Enden einen sogenannten Knoten. Voila – der Schuh saß fest am Fuß. Das sah dann ungefähr so aus:

Rezi knoten schnürsenkel

Beim Knoten legt man eigentlich nur die zwei Enden so umeinander herum, dass sie sich nicht von alleine wieder lösen können. Sie lassen sich nur dann lösen, wenn man es selbst will und wenn man weiß, wie der Knoten gemacht wurde. Das ist die Begriffserklärung für einen Knoten, und sie läßt kaum ahnen, wie nahezu unendlich groß die Anzahl von Knoten ist. Sie ist so groß, dass Geffrey Budworth ein Buch darüber geschrieben hat. Dieses Buch ist so interessant und kurzweilig geschrieben, dass 2014 eine lizensierte Sonderausgabe auf deutsch im Demmler-Verlag Körkwitz erschien.

cover rezi knoten

Weil Knoten in Taue, Seile, Fäden, Tampen, Garne geschlagen werden, erklärt der Autor auch unterschiedliche Arten von Tauwerk. Das fängt bei Haaren aus Roßschweifen an und endet bei Seilen aus Kunststoffen. Nach der Erklärung des Tauwerkes nimmt der Autor eine Klassifizierung von Knoten nach Funktion und Verwendungsort vor. Manche werden von Alpinisten und Seglern gleichermaßen genutzt, aber sie heißen unterschiedlich. Manche werden sogar in der Medizin genutzt, was logisch klingt, denn geöffnete Bauchdecken müssen ja durch Vernähen wieder geschlossen werden. Leser mit schneller Auffassungsgabe dürften anhand der gezeichneten Anleitungen zum Schlingen oder Knüpfen eines Knotens autodidaktisch Fertigkeiten in der Knotenlehre erwerben können. Andere brauchen dazu jemand, der es ihnen zeigt.

Dieser Beitrag wurde unter Feuilleton-Rezension abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.