BEWEGUNGSMELDER: Kleinstadt lernt Hoffnungsträger

Kleinstadt lernt Hoffnungsträger

Die Arbeitslosigkeit ist in Barth sehr hoch. Wer kann, pendelt zur Arbeit nach Ribnitz oder Stralsund. Dort ist die Arbeitslosigkeit zwar auch groß, aber sie verteilt sich besser. Außerdem gibt es dort auch Arbeit für medizinisches Personal von Pfleger bis Arzt. So viele Möglichkeiten hat Barth nicht zu bieten. Post, Einzelhandel, Imbiss, Friseur, Gastronomie ist alles, was Barth an Arbeit bietet. Die Kaufmannschaft ist die treibende Kraft bei der Stadtgestaltung. Attraktiv soll sie werden, Kultur soll sie haben und nun lernt die Stadt sogar Hoffnungsträger zu werden, indem sie Flüchtlingen Unterkunft, Gastfreundschaft und Integration gibt. Das ist schön und verdient beschrieben und verbreitet zu werden.

Seit Mai wohnen in Barth Bürger aus Kriegsgebieten und Krisenregionen. Den Wohnraum stellte die örtliche Wohnungsgesellschaft WOBAU zur Verfügung. Sie brachte im Aufgang 8 eines Wohnblocks in der Bertolt-Brecht-Straße bereits mehr als 30 Menschen unter. 83 bis 100 Bürgern kann die Wohnungsbaugesellschaft Wohnraum bieten. Zwei Anwälte halten in einer eignes für Begegnungen und Treffs vorgesehenen Erdgeschoßwohnung Rechtsberatungen für die Neubürger ab. Das fängt beim Asylbewerberleistungsgesetz an und geht weiter zu den übrigen Tücken des Alltags mit seinen rechtlichen Fallstricken, die auch Rentner, Arbeitslose und Hart-Vier-Opfer erleben. Manchmal, so WOBAU-Geschäftsführe Marx, „kommt es vor, dass nach 22 Uhr Leute abgeholt werden.“ Abholen heißt Abschieben. Die bisherigen Herkunftsländer sind Ghana, Syrien, Mauretanien und Vietnam.

10-07-2014 Bertolt Brecht Strasse

Wenn sie abgeschoben werden, dürfen sie nichts mitnehmen. Lediglich ein bisschen Kleidung. Die Kleidung, die die Mensche bekommen, stammt aus Kleidersammlungen des Malteser-Hilfsdienstes. Die Spendenbereitschaft langjähriger Stadtbewohner ist ebenfalls hoch. Zuweilen trifft sie aber nicht die Bedürfnisse. Mit großer Verwunderung erkannten Hilfsbereite, dass manche der Neubürger Lebensmittelallergien gegen das hierzulande übliche Nahrungsmittelangebot haben.

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