REZENSION: Tödliches Geheimnis auf Usedom

REZENSION

Rezension „Tödliches Geheimnis auf Usedom“

Helene Musfedder

„Es prallen Milieus aufeinander“

26-10-2014 cover rezi geheimnis usedom

Nach der Inselkrähe von Mirow lag eines Tages noch ein Ostseekrimi auf meinem Schreibtisch. Sein Cover war genau so hell gestaltet wie das Cover der Inselkrähe. Ich dachte erst, Hinstorff würde jetzt die helle Phase in der Gestaltung der Ostseekrimi-Reihe einleiten. aber der Inhalt von „Tödliches Geheimnis auf Usedom“ zeigte sich mir als das bisher finsterste Kriminalgeschehen der gesamten Reihe. Das Beklemmende an diesem Krimi ist, dass er sozial wird. So viel Sozialdrama waren Leser von Elke Pupkes Ostseekrimis bisher nicht gewohnt. Mit ganz harten Worten führt die Autorin eine Frau in den Krimi ein, die fett ist, sich gehen lässt, stinkt und asozial ist. Woher nimmt die Autorin diese Härte? Die Härte verstört, weil sie nicht zum sonstigen Stil der Autorin passt. Bevor sie fett und stinkend wurde, muss sie wohl mal attraktiv gewesen sein, denn sie hat 8 Kinder von vermutlich 8 verschiedenen Männern. Kein Kind kennt den Vater, und zum Zeitpunkt der Handlung ist die alte Frau verschlampt und die Kinder erwachsen. Schon bald sind zwei ermordet. Auch auf die Reiseführerin, die immer die Sprichwörter verwechselt, wird ein Anschlag verübt. Weil es sich bei den Toten um Kinder der verwahrlosten Frau handelt, wird deren Umfeld genau durchleuchtet. Sogar die sonst eher liebenswürdig beschriebene Berta Kelling wundert sich über ihren zunehmend härteren Sprachgebrauch. Bei der ganzen Familie scheint das komplexe Thema Sexualität völlig durcheinander geraten zu sein. Man hat den Eindruck, dass dort jeder mit jedem, bloss nicht alle zusammen. Die soziale Komponente des Krimis ist sehr, sehr schwer verstörend.

(Elke Pupke, „Tödliches Geheimnis auf Usedom“, Hinstorff-Verlag, Rostock 2014)

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