APROPOSIA: Von Säbelrasslern und Friedenspfeifern

APROPOSIA

 Von Säbelrasslern und Friedenspfeifern

Moderatorin: „Guten Abend, Erlauchte Runde. Nicht nur Spinner spinnen, auch auf alle anderen ist kein Verlass mehr. Was sagen Sie dazu?“

Experte: „Sie waren schon mal besser. Was ist denn das für eine Frage?“

Moderatorin: „Warum sind diejenigen so stark, die den neuen Krieg wollen, und warum hat die Friedensbewegung Angst, man könne ihr Verantwortungslosigkeit vorwerfen?“

Experte: „Na bitte, es geht doch.“

Linker Anwalt: „Eigentlich ist alles wie immer: Die einen machen, was sie wollen, und die anderen richten nichts dagegen aus.“

Unker: „Und die Einschläge kommen immer dichter.“

Dr. Liberrasslitas: „Und das Vokabular der Pazifisten wird immer bellizistischer.“

Moderatorin: „Wenn aber die Einschläge dichter kommen, muss man ja wohl mal fragen dürfen, wann sie hier sind.“

U.v.D: (schweigt pikiert)

Zwischenrufer: „Wer hat den bisher unentdeckten U-Boot-Fahrer eigentlich in Schwedens Schären fahren lassen?“

Publikum: (prustend) „Prrrpp. Das war bestimmt der letzte Streich von Fogh Rasmussen.“

U.v.D: (still für sich denkend): „Wenn ich das hier überstanden habe, dann löse ich die Sehr kluge Frau ab. Klug genug bin ich selbst, und verdient hat sies. Das hattse dann davon.“

Unker: (pfeift eine Melodie von Hannes Wader. Alle außer U.v.D., Mesiramis Drohne und Dr. Liberalitas erkennen den Text: „Weit in der Champagne, im Mittsommergrün / wo über den Grabkreuzen Mohnblumen blühn / da rauschen die Gräder und wiegen sich leicht / in dem Wind der über das Gräberfeld streicht. / Auf Deinem Grab finde ich, toter Soldat / Deinen Namen nicht, nur Ziffern, und jemand hat / Die Zahl 19 Hundert und 16 gemalt / und du warst nicht einmal / 19 jahre alt / Ja auch dich haben sie schon / genauso belogen, / so wie sie es mit uns / heute immer noch tun / und du hast ihnen alles gegeben / Deine Kraft, Deine Jugend, Dein Leben.“

Moderatorin: „Können die Friedenspfeifer denn überhaupt die Säbelrassler besänftigen?“

Experte: „Nein, denn der Pazifismus ist gescheitert. Denn selbst bei den Linken wenden sich jetzt viele vom kategorischen Pazifismus ab.“

Zwischenrufer: „Und dennoch gibt es ihn. Er steht noch da mit einem Häufchen Getreuer.“

Unker: „Außerdem kann der Pazifismus gar nicht scheitern, weil ihn die Aktualität immer neu hervor bringt.“

Dr. Liberalitas: „Man kann Säbelrassler nicht mit Pazifisten besänftigen, weil gegen Säbelrassler nur Krieg hilft. Krieg! Vergleiche hierzu meine Rede in…

Unker: „Jetzt nicht das schon wieder, bitte.“

Moderatorin: „Was meinen Sie, Herr Experte, denn mit kategorischem Pazifismus?“

Experte: „Entweder NIE WIEDER KRIEG – dann aber auch kein bisschen – oder von Zeit zu Zeit – dann aber mit voller Konsequenz.“

Zwischenrufer: „Dann doch lieber kategorisch.“

Unker: „Pazifismus muss kategorisch sein, bevor die Welt am Krieg zu Grunde geht.“

Dr. Liberalitas: „Können Sie das irgendwie beweisen?“

Zwischenrufer: „Die Wahrheit bedarf keines Beweises, weil sie die Wahrheit ist.“

Dr. Liberalitas: (vor sich hin murmelnd): „Hab ich das nicht irgendwo im Grundstudium gelernt?“

Moderatorin: „Pazifismus ist der nicht-messbare Nutzen eines Friedens, während man die Schäden eines Krieges hinterher ziemlich genau beziffern kann in Toten, Ruinen, Krankheiten, geistiger, sittlicher und kultureller Verrohung…“

Sehr kluge Frau: „ich sag dazu nix, denn ich bin sehr klug.“

Experte: „Regime vom Zerstörungsformat des Nationalsozialismus können vom Pazifismus nicht gestoppt werden.“

Unker: „Aber verhindert, und darum gilt es, den offenen Gewaltausbruch des neoliberalen Faschismus zu bremsen, solange er noch nicht abspritzt. Bellum interruptus sozusagen.“

Dr. Liberalitas: „War das jetzt richtiges latein?“

Unker: „Scheissegal. Hauptsache Frieden. Fiat Pax.

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