FEUILLETON: Ausgegrenzt. Angeschmiert. Ausweg gefunden

Ausgegrenzt. Angeschmiert. Ausweg gefunden

 Die Welt ist im Aufruhr. Den Aufruhr in der Welt erkennt man an der Zunahme fliehender Menschenaus ihren Lebensgebieten. Während die aktuellen Zählungen von Menschen auf der Flucht durch das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlingsfragen (UNHCR) die Rekordzahl von 5 Millionen nennt, streitet sich Europa um den Ausschluss Griechenlands aus der Europäischen Union. Den Gipfel bildete ein Treffen von 7 Staatschef auf dem Schloß Elmau . Dort wurde so viel Geld verballert wie zur Ausrüstung von 240 komfortablen Schiffen, die 240.000 Flüchtlinge sicher aus Nordafrika über das Mittelmeer nach Europa hätten bringen können. Mitmenschlichkeit aber war noch nie die Existenzgrundlage des Kapitalismus. Jetzt in dessen neoliberalem Zustand werden immer häufiger Parallelen zwischen Neoliberalismus und Faschismus gezogen. Es drängt sich ja auch förmlich der Eindruck auf, dass der neoliberale Umgang mit Arbeitslosen, Armutsrentnern und Minilohnarbeitskräften einem Faschismus Neuen Typs entspricht. Diesen Faschismus kennzeichnen keine Fackelzüge und kein SA marschiert. Er macht auch nicht durch Sieg-Heil Gebrüll in Tateinheit mit Prügelterror in Konzentrationslagern und Polizeidienststellen auf sich aufmerksam. Der Faschismus Neuen Typs ist eine weiche Form mit den Instrumentarien von Wettbewerbsdruck im Gesundheitswesen und systematischer Entfernung von Solidaritätsgedanken aus der Sozialgesetzgebung. In den wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Staaten ist das sogenannte Austeritätsprinzip zynischer Ausdruck des weichen Faschismus. Austerität bedeutet bildlich gesprochen, dass am Wasserverbrauch gespart werden muss und daher Verdurstende pro Tag einen Tropfen Flüssigkeit auf die kraftlosen Lippen bekommen. Ihr Leben retten wird die Austerität nicht. Aber das ist auch gar nicht die Absicht von Austerität. Im Alltag wird der weiche Faschismus in einem Verdummungsangriff von Werbung, Leitmedien und behördlichem Sprachdrill auf breiter Front gegen eine Teilgesamtheit der Gesellschaft geführt. Das sind all die, die durch Werbung zum Kaufen verführt werden sollen. In der Lebensmittelinustrie geht die Verführung über die Werbung nicht. Da kämpft die Industrie mit der Größe der Portionen als Waffe zur Erzeugung einer gefügigen Masse. So wenig wie man wirklich braucht bekommt man meist gar nicht, sondern für eine Person viel zu viel und für eine sinnvolle Familienernährung zu wenig. Jedenfalls bei der industriellen Gesellschäftsmästung und nicht beim individuellen Nahrungsmittelanbau. Der neoliberale Sozialfaschismus gleicht die Menschen im Innenkreis des Europäischen Stacheldrahtzauns den Lebensverhältnissen derjenigen Menschen an, die von außen kommen und lieber innerhalb des Europäischen Stacheldrahtzauns leben wollen. Denn innen herrscht ein weicher Faschismus. Draußen herrscht die brutale körperliche Gewalt von Bürgerkrieg, Terrormiliz und polizeilicher Willkür. Nichts garantiert, dass der weiche Faschismus innerhalb des europäischen Stacheldrahtzauns sich verhärtet und dann, wenn die Grenze von außen keinen mehr reinläßt und von innen keinen mehr rauslässt, ungestraft zum brutalen Faschismus übergeht. Faschisierungstendenzen sind spätestens seit George Bush mit dem „breitbeinigen Gesicht“, wie es der Kabarettist Dieter Hildebrandt einmal nannte, im weltpolitischen Auftreten der USA zu erkennen.

-Geheime Verschleppungen von Bürgern souveräner Staaten in us-geführte Geheimgefängnisse

-Scharfschützenabschüsse von intern aufgestetellten Tötungslisten mit Drohnen, um die eigenen Mörder möglichst geschützt operieren zu lassen

-Richtlinien für die spezielle Kriegsführung auf der Grundlage der Destabilisierung der Lage, durch Anheizen von insbesondere sozialen Spannungen und das spürbare Abdrehen von Gesundheit und Grundversorgung, so dass man bewusst den eigenen gesundheitlichen und sozialen Verfall wahrnehmen muss, (“Special Forces Unconventional Warfare”, Nov. 2010)

Amerika ist kein Weltpolizist, sondern ein Krimineller, der Selbstjustiz übt.

(Neuauflage von “Ausgegrenzt und Angeschmiert”, Fortsetzung folgt)

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