REZENSION: Napoleons Völkerschlachtsoldaten aus Thüringen

Rezension „Napoleons Völkerschlachtssoldaten aus Thüringen“

„Taschenbuch für Kriegsnachspieler“

Man müsste Historiker für die Spezialisierung „Geschichtsberater“ ausbilden können und sie dann als Berater tätig werden lassen. Berufsberater gibt es ja auch und Politikberater und ehemalige Politiker, die mit Beraterverträgen in die Wirtschaft gehen. Nur für die Geschichte gibt es keine Berater. Vielleicht soll es da auch gar keine geben, weil der Teppich der Geschichte erst dann ruhig auf dem Boden der Tatsachen liegen bleiben will, wenn es nichts mehr gibt, was irgend jemand darunter kehren will.

 Mit Geschichtsberatern wäre es möglich, aus der Geschichte zu lernen. Man müsste zuerst das Lernziel benennen. Danach könnte man sich und anderen erklären, warum die Menschen immer wieder dieselben Fehler machen. Sie machen sie in Krieg und Wirtschaft, und sie machen sie im Umgang mit gesellschaftlichen Herausforderungen, wobei mit Gesellschaft die Familie gemeint sein kann oder die kleine Dorfgesellschaft, aber auch aber auch die die große Gesellschaft mit Staatsapparat und Wirtschaftsstruktur. Und die Menschen in den Apparaten und Strukturen sind sozusagen die Werkstücke, an denen die ganze Maschinerie rund um die Uhr formt und fummelt. Jetzt wird mich Reinhard Münch gleich fragen, was diese Einleitung mit einer Rezension seines Buches „Napoleons Völkerschlachtsoldaten aus Thüringen“ zu tun hat. Gemach, Herr Münch, gemach. Es waren die Anfangsgedanken beim Lesen Ihres Buches. Hätten Sie anders geschrieben, hätte ich anders gedacht. Möglicherweise. Auf Seite 11 schreiben Sie: „Außerdem war in allen fünf Herzogtümern in den Jahren zuvor erkannt worden, dass Soldaten sehr viel Geld kosteten. So wurde das Militär Stück für Stück reduziert.“ Sehen Sie, mit ausreichend Geschichtsberatern hätte dieser Trend auch in späteren Zeiten den Bereich der Militarisierung und Aufrüstung leiten können. Die Folge hätte eine neutrale Zone zusammenhängender Regionen sein können, und die weiteren Kriege hätten unmöglich werden können. Vielleicht. Dies zu meiner These von den Geschichtsberatern. Reinhold Münchs Buch ähnelt im Sprachgebrauch dem Ton eines Museumsführers vor seinem Publikum, an welches er sich anpasst. Auf diese Weise ist das Buch populär genug im Stil, um Akademikern und Unstudierten gleichermaßen eingängig zu sein. Solch eine allumfassende Kunstform der Wissensverbreitung, auch Lehre genannt, sollte sorgsam gepflegt, geübt und angewendet werden. Man könnte das Büchlein auch als Taschenbuch für Kriegsnachspieler bezeichnen. das sind Leute, die sich historische Uniformen anziehen und Krieg spielen, als wäre Krieg nur eine Form von Räuber und Gendarm.

(Reinhold Münch, “Napoleons Völkerschlachtsoldaten aus Thüringen”, Tauchaer Verlag, Taucha ohne Jahr)

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