FEUILLETON-REZENSION: Seebrücke in Flammen

Rezension „Seebrücke in Flammen“

„Wenn Totgeglaubte Mörder suchen“

 Die Insel Usedom scheint die kriminelle Fantasie von Buchautoren und Filmmachern gleichermaßen anzuregen. Aber die die bisher fünf auf Usedom handelnden Ostseekrimis von Elke Pupke haben nicht mit der bisher dreiepisodigen Reihe Usedomkrimi des Fernsehens zu tun. Ähnlichkeiten wären rein zufällig und nicht beabsichtigt, sagt der Hinstorff-Verlag. Einer von Elke Pupkes Krimis heißt namlich „Das Mörderhaus am Wald“ und einer der Filme vom Fernsehen heißt „Das Mörderhus“. Die Verlockung, eventuell die erste Verfilmung eines Buches der Ostseekrimi-Reihe zu sehen weicht vor der Glotze dann aber schnell der Erkenntnis darüber, dass Film und Buch inhaltlich nichts miteinander zu tun haben. Es muss wohl an der Gegend liegen, dass sie kriminelle Ideen weckt, und an den kreativen Umsetzerköpfen, die spinnengleich ihre Handlungsfäden auspacken, um Leser oder Zuschauer darin zu fangen.

Von Elke Pupkes fünftem Ostseekrimi ist man durch die Furcht gefangen, dass sich die Handlungsfäden verheddern könnten und Elke Pupke sich hoffnungsvoll im eigenen Gespinst verstrickt. Aber das geschieht nicht. Elke Pupke erzählt, was passiert, wenn Totgeglaubte Mörder suchen und Rollstuhlfahrer laufen können. Wenn man den Krimi durchgelesen hat und sich drei Wochen lang nicht mit der Lektüre befasst, hat man das Gefühl, einen Krimi ohne Polizei gelesen zu haben. Das ist zum Teil eine große Überraschung und zum Teil der Punkt, an dem sowohl Lob als auch Kritik ansetzen können. Lob, weil es ziemlich wenig Krimis ohne Polizei gibt. Im echten Leben bekommt man ja möglicherweise mit, dass in der Gegend Straftaten stattfanden, aber Interna aus der Polizeiarbeit naturgemäß nie. Das ein Fall trotzdem so erzählt werden kann, dass seine Lösung logisch ist, wäre das Lob an dem Krimi. Zu kritisieren ist daran, dass man dann einen  unglaubwürdigen Zufall braucht, um die fehlenden Polizeiinformationen zu ersetzen. Man merkt dem Krimi mit Hochachtung die Mühen dieses Spagats an. Wen Kenner von Pupke-Krimis womöglich vermissen, ist die Dame mit dem Talent der kreativen Vermischung von Sprichwörtern. Sie taucht nur einmal auf. Da versucht sie sich in der Anwendung des Sprichwortes von der Relation der Intelligenz von Landarbeitern zur Größe einer von Friedrich dem Großen flächen deckend zum Zwecke der Volksernährung zum Anbau verordneten Feldfrucht. „Die dümmsten Bauern“, sagt die Dame, „haben die dicksten Eier.“ In Heringsdorf mag das so sein.

(Elke Pupke, „Seebrücke in Flammen“, Hinstorff-Verlag, Rostock 2017)

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