Tagesbemerkungen: Rückkehr zur Informationsverbreitung ohne Internet

„Rückkehr zur Informationsverbreitung ohne Internet“

Quelle: eigenes Nachdenken 05.September 2019

Auf Chroniken muss man vertrauen können. Vertrauen entstand bisher immer durch fachliche Eignung, welche auch Kompetenz genannt wurde. Vertrauen wurde bisher immer dadurch missbraucht, dass renommierte kompetente Experten an kurzfristiger politischer Umdeutung historischer Ereignisse mitwirkten oder von vornherein eine kurzfristige Deutung vorgaben. Die schönste deutsprachige Erzaählung zu dem Thema der Geschichtsschreibung stammt von dem Schriftsteller Stefan Heym und heisst „Der König-David-Bericht“. In der Geschichte wird ein Historiker beauftragt („kompetenter Experte“), mit den Möglichkeiten der Geschichtsforschung (Akten, Urkunden, Zeitungsarchiven, Zeitzeugengesprächen) zunächst mal die unzähligen Ereignisse im Zeitfenster der zu erforschenden Entwicklungsphase eines Staates und seiner Gesellschaft zu sammeln und dann zu entscheiden, welche Ereignisse für den Zeitraum charakteristisch waren und also erwähnt werden müssen, und welche Bedeutung dann dem Rest zukommt. Zur der Zeit, als Stefan Heyms Geschichte handelt, wurde Geschriebenes auf Tontafeln und Papyros festgehalten. Was „in Stein gemeisselt“ ist, kann man nicht so einfach ändern wie Eintragungen in Wikipedia mit ein paar Befehlen an den Computer.Zumal diese Änderungen teils auch von inkompetenten Laien vorgenommen werden. Und selbst dann, wenn fachleute an Texten begründete Änderungen vorzunehmen wünschen, sollen sie nicht einfach die Vorlagen streichen und ihre vermeintlichen Verbesserungen an deren Stelle setzen.

Denn es gibt ein Publikum für Chroniken, welches aus Menschen besteht, die die Faktensammlungen der Experten benutzen möchten, um informiert zu sein und ihre eigenen Beobachtungen deuten zu können. Sie möchten auch, wenn sie etwas vergessen haben, beim Nachlesen wiederfinden, was sie suchten, und nicht plötzlich feststellen, dass bewusst erlebte Episoden einer historischen Situation in die fussnoten verschoben wurden oder mangels Beleg oder aus Erwähnungsdesinteresse gar nicht mehr auftreten.

Es beginnt damit, dass viele Blogs und Zeitungen zwar gelesen werden, ihre Texteder Allgmeinheit zugeführt werden, aber keine Zitierung mehr stattfindet. Quellen sind korrekt zu zitieren. Auch wenn man die Quelle nicht mag. Animositäten gehören zu Werbeagenturen, aber nicht in die Geschichtsschreibung. Denn sonst bleib den Chronisten nur, außerhalb des Internet zu publizieren und zur Verbreitung der Texte reitende Boten einzusetzen.

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