FEUILLETON-REZENSION
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„Krieg im 21. Jahundert“
„Um Krieg abzulehnen, braucht man kein Pazifist zu sein. Es reicht Vernunft“
„Krieg hat keine gute Presse“, schreibt Jochen Hippler gleich zu Anfang seines Buches „Krieg im 21. Jahrhundert“. Von da an gibt es zwei Möglichkeiten, das Thema „Krieg im 21. Jahundert“ zu behandeln: Imagekampagne oder Kriegsursachenforschgung mit daraus abgeleiteter Friedensfähigkeit. Für die Imagekampagne würden sich wahrscheinlich Pressestab, Öffentlichkeitsarbeiter und die Universität der Bundeswehr in Hamburg entscheiden, um Deutschland nach dem Selbstverständnis einer kontinentalen Mittelmacht mit weltweiten Interessen (1990 bis 2016) und dem Wunsch, eine Gestaltungsmacht (ab 2016) zu werden, das Etikett einer Verantwortungsmacht auf den Flaschenbauch zu kleben. Jochen Hippller ist den anderen Weg gegangen. Er will wissen und das Wissen weitergeben: Sind Kriege im Wesen des Menschen so angelgt und amit eine Naturerscheinung – oder haben Menschen Kriege irgendwann erfunden? Wenn sie eine erfindung von Menschen sind, sind sie keine Naturerscheinung, sondern ein soziales Fehkverhalten.
Und wenn sich herausstellt, dass Kriege künstlich von Menschen in Gang gesetzt werden, dann erst ist es möglich, mit friedenslehrplänen Schwerter zu Pflugscharen zu schmieden und als Menschheit zu lernen, durch Nachhaltigkeit und ehrdfurcht vor der Schöpfung zu lernen, nie wieder Waffen gegeneinander einzusetzen.
Daher muss Friedensforschung immer mit der Kriegsursachenforschung Hand in Hand gehen. Es ist relativ einfach, die Ursachen eines jeden Krieges zu erforschen. Ob man darauf aufbauend weitere Kriege grundsätzlich vermeiden kann, ist eine unbeweisbare Annahme. Daher haben Friedensforscher und Pazifisten auch oft den respektlosen Ruf, Spinner zu sein. Kriegsursachenforscher hingegen werden wie seriöse Historiker geachtet.
Nach diesen Grundlagen schreibt Hippler weiter über die klassische Kriegsursachenforschung. Er beginnt mit dem unvermeidbaren Carl von Clausewitz, ohne den kein einziger Leutnant etwas von Taktik verstünde und kein Feldwebel das Kanonenfutter zubereiten könnte. Er zeigt, dass selbst das Gerede vom „humanitären Einsatz“ auch nichts anderes ist als die schon in der Vergangenheit übliche Verbrämung der Kriegshandlung mit religiösen oder ideologischen Motivationen. Sogar mit dem Begriff „gerechter Krieg“ setzt er sich auseinander und der Wahrnehmung, dass Demokratien ihre Kriege mit völkerrechtlicher Legitimation durch die UNO versehen – und „legitimiert“ dann mit gerecht verwechseln. Am Ende kommt ein unvergessliches Resümee:
„Um Kriege abzulehnen, muss man kein Pazifist sein. Es reicht Vernunft“
Für diesen Satz ist Hipplers als Grunlagenlehrbuch im Seminar „Frieden lernen“ hervorragend geeignet