FEUILLETON-KULTURBETRIEBLICHES: Bundesstiftung soll Orte der Demokratiegeschichte zum Erinnern bewahren und zum Lernen gestalten

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Zum letzten Akt der Politikaufführungen auf der Berliner Parlamentsbühne vor der Sommerpause soll die Gründung einer Bundesstiftung mit dem Namen „Orte der Demokratie“ mit Sitz in Frankfurt am Main gegründet werden.

Neustrelitz ist Sitz der Bundesstiftung Ehrenamt geworden. Ihr Ziel ist es, die Menschen und Vereine zu würdigen, die ihre ehrenamtliche Tätigkeit früher hauptberuflich machen konnten, dann aber durch die neoliberalen globalwirtschaftlichen Sachzwänge zunächst ins Prekariat und von da auf den Endbahnhof Harz Vier zwischengelagert und teilweise endgelagert wurden. Die Ehrenamtsstiftung folgt einer gesellschaftlichen demographischen und wirtschaftlichen Logik: Wenn Arbeit weniger wird und Renten nicht mehr, dann muss eine Vielzahl von Ehrenämtern gesellschaftlich nützliche Ersatzbetätigungen anbieten, die Lebenshaltungskostenübernahmen entlohnt werden. Ausdrücklich betätigte ein Gründungsvorstand des Vereins bei einem Bewerbergespräch eine diesbezügliche Anfrage eines trotz fachlicher Eignung abgelehnten Bewerbers.1

Inzwischen hört man selbst in Neustrelitz wenig von der Ehrenamtsstiftung. Sie hat wohl einmal erneut Stellen ausgeschrieben, weil sie die anderen Bewerber offenbar auch abgelehnt hat.

Und dann kam Monika Grütter. Die Kulturstaatsministerin will eine Stiftung mit dem Namen „Orte der Demokratie“ errrichten. Es soll wiederum eine Bundesstiftung werden, die mit finanziellen Mitteln des Bundes ausgestattet wird. Es klingt fast triumphal: Die Demokratie hat in letzter Zeit fortwährend rechtsnationale antidemokratische Stänkereien seitens der AfD abgewehrt. Zugleich hat sie glaubhaft machen können, dass die „Berliner Republik“ im Vergleich mit der „Weimarer Republik“ nicht unmittelbar von einer erneuten faschistischen Machtergreifung bedroht ist.

Logo der Arbeitsgemeinschaft

Etwa 65 Vereine aus Politik, Geschichte, Kunst, Kultur, Literatur und Bildung sind unterm Dach der Stiftung Orte der Demokratie zusammen gekommen. Parteinane Stiftungen gehören dazu, Museen und Gedenkstätten an die den Themenkomplex Stasi und DDR-Unrecht, aber auch der Residenzschloß-Verein Neustrelitz und der Verein Weimarer Republik in Weimar.

Wer ein guter Demokrat werden will, hat dazu zwei Möglichkeiten: Entweder man absolviert ein Praktikum in einer Diktatur oder man setzt täglich aufs Neue den Mühen der Ebenen aus und erwirbt sich aus der Demokratiegeschichte das immer neue aktuelle Erbe der früheren Köpfe, die Spuren und Werke für einen gesellschaftlichen Zusammenhalt im Rahmen einer demokratischen Grundordnung gelegt haben.

https://www.demokratie-geschichte.de/

https://www.demokratie-geschichte.de/liste der-mitglieder

https://www.weimarer-republik.net/

www.deutsche-stiftung-engagement-und-ehrenamt

http://residenzschlossneustrelitz.de/


1 Nachteil des Bewerbers: Er kam aus Hartz Vier und ist schwerbehindert.

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