Der Suppenkoch und die Zwangsarbeit

Quergedachtes

Sonntag, 17. Januar 2010

Hannes Nagel

Der Suppenkoch und die Zwangsarbeit

In Hessen gibt es einen, der ist Ministerpräsident und will Menschen, die von Staat und Wirtschaft um Arbeit und Menschenwürde gebracht wurden, zu Zwangsarbeit verdonnern. Der Mann dort will, dass jeder Mensch einer Beschäftigung nachgeht und keiner Geld vom Staat kriegt, ohne dafür körperliche Arbeit zu verrichten. Ausdrücklich meinte der Mann Medienberichten zufolge, dass die Arbeit auch minderwertig sein dürfe. Also die Arbeit, die für Hartz Vier Opfer vorgesehen sein soll, soll minderwertig sein, damit die Fleißigen damit nicht belastet werden. Hat er wohl gemeint, oder wie soll man den Unsinn sonst verstehen?

Um seinem Ansinnen den Anschein einer zugrunde liegenden Überlegung zu geben, hat der Mann die Hartz-Vier-Opfer in zwei Gruppen geteilt: Die Unschuldigen und die Faulen. Die Teilung ist fiktiv. Alle Hartz-Vier-Opfer sind „durch Unbilden des Lebens, völlig ohne eigene Schuld, in Not geraten“.

Des Hessen Vorschlag ist dennoch brauchbar. Man braucht nur die Richtung des Vorstoßes umzukehren. Der geplante Zwang zur Arbeit sollte Zwang an den Staat zur Schaffung menschenwürdiger Arbeitsverhältnisse sein. Vor ein paar Jahren hat mal eine Expertengruppe vorgeschlagen, Arbeitslose sollten zum regelmäßigen Frühsport verpflichtet werden. Doch, der Unsinn ist wirklich mal geäußert worden. Das Joggen für den neuen Job wurde dann doch nicht verpflichtend eingeführt, weil Medien darin nur Stoff für Satire und drastische Kommentare sahen. Schlechte PR also für die Erfinder. Und so sollte auch der Hesse mit seinem – sagen wir mal: Gedanken – einfach weggelacht werden. Und was Hartz Vier Opfer tun, um ihr Leben einigermaßen würdevoll zu gestalten, soll als Arbeit anerkannt werden und würdig bezahlt werden.

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