Quergedachtes: Elena Hartz, die Sozialbestie

Quergedachtes

Freitag, 29. Januar 2010

Hannes Nagel

Elena Hartz, die Sozialbestie

Ich weiß nicht, warum der Staat so einen Hass auf die von ihm in Arbeitslosigkeit und Armut getriebenen Menschen hat. Aber auf seine erste Hasstirade Hartz Vier hat er eine zweite folgen lassen, nämlich das Lebensberechtigungssystem Elena. Elena ist eine Datenerfassungsmaschine aller in Deutschland irgendwie Einkommen beziehender Menschen. Solange sie nur erfasst, richtet sie keinen Schaden an, aber wenn ein Erfasster mal in Not gerät und beim Staat um soziale Unterstützung betteln muss, weil er ja doch trotz aller ALG II – Trostlosigkeit noch Leben will – Leben, liebe Leute, nicht vegetieren – dann muss er seine Daten gegenüber den Ämtern freigeben. Ohne nackig gibt’s keine Sozialleistungen. Man könnte glauben, der Staat ist pervers und delektiert sich am Elend der in Not geratenen Mitglieder der Gesellschaft.

Was sammelt der Staat? Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Focus ( www.focus.de ) vom 18. Jaunar 2010 tratsccht Elena folgendes weiter, obwohl sie besser die Klappe halten sollte: 1. Die Anschrift von Arbeitgeber und Beschäftigtem 2. Alle Fehlzeiten 3. bei Arbeitslosen die Art und Dauer der Nebenbeschäftigungen 4. Inklusive auch Heimarbeit 5. Kündigunsgründe samt einseitiger Arbeitgeberstellungnahme, ob und warum die Kündigung wegen eines Fehlverhaltens erfolgte.6. Urlaubsansprüche und bereits genommene Urlaubstage. Wieso wird Fehlverhalten beim Arbeitnehmer stillschweigend vorausgesetzt und für Arbeitgeber niemals angenommen? Die Vorwandskündigungen wegen Buletten, Kugelschreibern, Maultaschen und Nutzung der Steckdose für Handy aufladen sind doch schon mal ein Anfangsverdacht für arbeitgeberisches Fehlverhalten. Die Menschen und ihre Daten werden zum Freiwild.

Die Menschen und ihre Daten als Freiwild, der Staat als tollwütige Sozialbestie. Ihn bremsen? Oder ihm ausweichen? Alles setzt das Wohlwollen eines anderen voraus. Sogar die Betätigung als Tagelöhner muss genehmigt werden. Ist es schon zu spät, Alternativen zu errichten?

Es müsste eine verborgene Organisation im Staate geben, die in Not geratenen Menschen einmalig mit einer Summe aushilft, durch die sie ihren Lebensunterhalt ohne Hartz Vier bestreiten können. Also als Grundlage für eine Existenz, nicht als Substanz zum Verbrauch. Notfalls muss der Kapitalismus mit seinen eigenen, nur nicht den kriminellen, Mitteln abgezockt werden. Es lohnt sich auch zu überlegen, wie die sozialen Abhängigkeit fort gelacht und obsolet gemacht werden können.

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