Apropos: Sarrazynischer Warmduscher

Apropos: Sarrazynischer Warmduscher

Montag, 01. März 2010

Hannes Nagel

Es gibt einen Hass der Politiktäter auf die Politikopfer. Hartz Vier zum Beispiel war von Anfang an so angelegt, dass keiner aus eigener Anstrengung aus dieser Falle heraus kommt und wieder Menschenwürde genießen kann. Entschuldigung, was sagten Sie gerade? Provokation? Gut, ich nehme Ihre Empfindung zur Kenntnis und komme sozusagen von hinten auf Ihre Meinung zu. Gestatten Sie es mir, bitte.

Kennen Sie Sarrazin, Thilo Sarrazin? Den mit dem Vopo-Gesicht? Der hatte mal gesagt, Hartz Vierer sollten sich, wenn es kalt ist, zwei Pullover anziehen, dann brauchen sie auch nicht zu heizen und dem Staat die Kosten dafür zu überlassen. Gerüpelt hat er schon immer, na scheiß drauf, vielleicht kann er nicht anders, vielleicht ist ihm die emotionale Intelligenz eingefroren, hoffen wir mal auf den Frühling. Jetzt hat Sarrazin wieder einen losgelassen: Kalt duschen. Hartz Vierer brauchen kein warmes Wasser, sie könnten auch kalt duschen, das härtet ab und macht wahrscheinlich auch fit für den Arbeitsmarkt, wo man sich viel weniger mit der Konkurrenz arrangieren muss als sich mit mit solchen Marktzugangsbehinderungsbütteln wie Sarrazin zu befassen. Das ist wie im Märschen vom König Drosselbart. Da wird eben das Geschirr zerdeppert, dessen Verkaufserlös ein bescheidenes Einkommen aus Arbeit darstellen sollte. Davon hätte es dann zum Abend ein Schälchen Milch mit Semmeln gegeben, miau – während Leute wie Sarrazin alle Tage Gesottenes und Gebratenes kriegen. (Der Ausflug in die Märchenwelt musste mal sein, weil in den Märchen das Wünschen noch geholfen hat)

Die Bestimmungen, wie Hartz Vierer sich in der von ihnen nicht verschuldeten Situation zu verhalten haben, geben Leute aus der Politik vor. Mit ihren Bestimmungen schlagen sie den nach Auswegen Suchenden mit konstanter Bosheit alle Türen vor der Nase zu, durch die sie wieder ans Licht, zur Sonne, zur Freiheit zu gelangen versuchen. Ich will kein Provokateur sein. Aber ich will Texte schreiben, durch die die Haßtiraden der Politik gegen ihre Opfer wie spitze Akkupunkturnadeln dort Heilung verschaffen, wo die Politiker es am Nötigsten haben: An ihren steinernen Herzen.

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