Glosse: Zugriff auf Grundstücke

Apropos Zugriff auf Grundstücke

„Doch dem Vorhabensträger sei es nicht gelungen, den Zugriff auf sämtliche benötigte Grundstücke zu erlangen, sagte Bauamtsleiter X.“ (Aus einer OZ-Meldung über ein Bauvorhaben einer Gemeinde)

Samstag, 20. März 2010

Hannes Nagel

Manchmal gibt es Beispiele, dass es nicht nur Kommunalpolitik gibt, sondern auch Kommunalcourage. In einer Küstengemeinde wollte die kommunalpolitische Führung für die noch Reicheren mit ihren noch größeren Schiffen einen Hafen erweitern, damit noch mehr Touristen auf gleichbleibend großer Fläche Erholung suchen, aber vor lauter Gedrängel schwer finden. Zusätzlich zum Hafen sollten auch Geschäfte und Hotels und Restaurant entstehen. Aber das Land gehörte bereits einigen Leuten. Und einige weigerten sich standhaft, zu verkaufen. Um ehrlich zu sein: Bei der geplanten Goldgrube, wenn sie denn zustande gekommen wäre, hätte die Gemeinde gar nicht die Kohle gehabt, um einen angemessenen Preis zu zahlen. Da machte sie das, was in solchen Fällen seit je her geschieht: Sie bot ein paar Groschen für den Quadratmeter und nannte das angemessen. Und nun wurde auf öffentlicher Sitzung das Projekt abgesagt. Weil: „Dem Vorhabensträger (Gemeinde also) war es nicht gelungen, den Zugriff auf sämtliche benötigte Grundstücke zu erlangen“. Den Zugriff erlangen. Die lange Hand plante den Zugriff. Der Polizeieinsatzleiter befiehlt Zugriff. Die andere Analogie spare ich mir vorläufig noch auf. Aber irgendwann kommt sie noch, versprochen. Immerhin verrät die Wortwahl, was die kommunalpolitische Führung vorhatte. Einen Zugriff. Auf das geschützte Eigentum anderer Leute. Darum tut es gut, wenn es außer Kommunalpolitik auch Kommunalcourage gibt.

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