Rezension: Die magischen Jahre

Gerade brachte die Post zwei Bücher von Hofmann und Campe. Ich soll sie lesen und im „Flugblatt“ eine Rezension pro Buch schreiben. Das eine Buch heißt „Die magischen Jahre“ und handelt vom alt werden. Das andere hat mit Politik und Krieg und Internet zu tun. Beides aktuelle Themen: Die Zeit eilt dahin, und gegen überall drohende Kriegsgefahren muss man ständig hellwach sein.

Die Wahl des ersten der beiden zu rezensierenden Bücher überließ ich einem Würfel und einem Lederbecher. Ich legte fest: Ich werde den Würfel 20 mal fallen lassen. Die ungeraden Durchgangsnummern repräsentieren das Politik-Buch und die geraden Durchgangsnummern das Buch mit dem Altern. Dann schrieb ich pro Durchgang die Augenzahl auf. Die Augenzahlen der ungeraden Durchgänge für das das Kriegsbuch, die Augenzahlen der geraden Durchgänge für das Alter-Buch. Immer, wenn ein Buch eine höhere Zahl hatte, vergab ich einen Punkt, bei Gleichstand bekam jedes einen. Das amtliche Endergebnis lautete: 5 Punkte für den Krieg, 6 Punkte für das Alter. Wirklich wahr, das ist ein ungefälschtes Ergebnis.
Jane Miller aus London trägt einen Allerweltsnamen, jedenfalls in der englischsprachigen Welt, und der Titel klingt auch so wie einer von vielen, die man sonst vor dem Lesen wieder weglegt, weil man sich dafür zu jung fühlt, und wenn es dann passt, ist es zu spät.
Mit dem Alter scheint es ungefähr so zu sein wie mit dem Schnee im Winter: Man weiß, dass er kommt, aber wenn er da ist, ist man jedesmal überrascht. Obwohl es Wetteranzeichen gibt, die ihn ankündigen.
Die Autorin ist vergleichsweise jung: 77. Kein Alter, wenn man bedenkt, wie schnell die Zeit vergeht. Allerdings vergeht die Zeit für freie Menschen schneller als für eingesperrte, unterdrückte, ausgeschlossene und sonstwie unfreie Menschen. Die Lektüre dieses Buches ist Lesen mit Ergebnis. Das Ergebnis lautet:
1. Die Schönheit des Alters hängt von der Vergangenheit ab
2. Versäumtes kann man nicht nachholen.
3. Niemand soll in seinem Leben vom Schönen zu wenig haben.
Dann ist das Alter ein neues Leben, in welchem dem Lebenden alle Möglichkeiten DIESES Lebens offen stehen. Und alle bisherigen Geburtstage sind aufgefädelte Schmuckstücke einer Perlenkette.

Jane Miller, „Die magischen Jahre“, Hofmann und Campe, Hamburg 2011, 20 Euro, 260 Seiten

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