Glosse: Europa züchtigt die Kakophone Slowakei

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Autor: Hannes Nagel

Glosse: Europa züchtigt die kakophone Slowakei

Früher, als Europa noch nicht das war, was es heute ist, lief vieles nicht rund und geschmeidig zwischen den Mitgliedsländern der Gemeinschaft. Daher hieß das politische Schlagwort „Harmonisierung der Beziehungen“. In der Musik bedeutet Harmonisierung einen Wohlklang verschiedener Stimmen und Instrumente herzustellen. Das Ergebnis nennt man eine Sinfonie. Wenn es nicht gut klingt, weil einer falsch singt oder spielt oder gänzlich unerwünschte Töne macht, dann ist es eine Kakophonie. Sinfonie und Kakofonie sind Worte griechischen Ursprungs, aber das ist nur nebenbei zum grinsen. Die Slowakei hat über den europäischen Bankenschutzschirm abgestimmt, also ob man Geld zur Verfügung stellen will, um Staatspleiten wie in Griechenland zu bezahlen. Nur die Slowaken haben bisher NEIN gesagt, weil sie das Risiko für zu groß halten.

 

Und da grollte der europäische Kapellmeister. „Kakophone Slowaken“ schimpfte es auch im Orchester. Wenn alle untergehen, darf sich keiner auf ein persönliches Rettungsfloss eskapieren. Eine gemeinsame Union bedeutet schließlich auch einen gemeinsamen Untergang. Diese Slowaken, also bitte.

 

Und dann geschah das, was die Demokratie so unnachahmlich macht. Wenn man nämlich dagegen ist und die Pläne einer Mehrheit gefährdet, „bekommt die kakophone Stimme die Gelegenheit, ihren Tonfall zu überdenken“. Wer also NEIN sagt, bekommt solange Gelegenheit, sich das NEIN zu überlegen, bis er JA sagt. Wenn denn das JA gebraucht wird. Freitag ist nochmal Stimmprobe. Für den Fall einer slowakischen Sturheit werden bestimmt schon mal in Kasernen und auf Märkten die Instrumente einsatzbereit gemacht.

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