Rezension: Alle meine Wünsche

Hannes Nagel

Rezension „Alle meine Wünsche“

 „Geld braucht man nur wenn es nötig ist

 Dies ist eines der schönsten Bücher, die bisher im Jahre 2013 in meiner Lektüreliste auftauchten. Ein Mann schreibt gekonnt als Ich -Erzähler aus der Sicht einer Frau. Die Frau im Buch führt ein Leben mit mal ein bisschen Glcük, oft fehlendem Glück, mit vielen Träumen, Enttäuschungen und Gewöhnungen. Das Seltsame daran ist: Ihr Mann. Irgendwie ist die ganze Beziehung trotz Alltag, Trott und Einerlei eine ganz spezielle Art von Liebe. Der Mann träumt auch, und zwar von materiellen Dingen sowie einer Stellung als Vorarbeiter, die er schon als die erste Stufe des mittleren Managements erträumt.

Mitten in dieser Situation gewinnt die Frau 18 Millionen Euro im Lotto. Sie will, dass alles bleibt wie es ist, weil das, was man verliert, wenn man es ändert, auch durch 18 Millionen Euro nicht zu ersetzen ist. Reichtum ist eine verlockende Option, die man aber nicht anwenden darf. Darum erzählt sie vorerst nichts vom Gewinn und versteckt den Scheck in der Wohnung. Irgendwann findet den der Mann, sieht „18 Millionen“ und haut mit dem Scheck ab, um sich ein paar Wünsche zu erfüllen. Das macht ihn auch nicht glücklich.

Der Autor dieses Buches ist Franzose, heißt Gregoir Delacourt und zeigt mit seinem zweiten Roman, dass in der Literatur immer noch faszinierende Sprachstile möglich sind. Damit drückt Gregoir Delacourt wunderschöne kleine kluge Gedanken aus. Zum Beispiel: „Eine Frau braucht, dass man sie braucht“, „Wir brauchen Seele und keine prallen Eier“, „Kein Geld der Welt ist es wert, dies hier zu verlieren“, „Vertrauen ist der größte Reichtum, durch Vertrauen wird man reich“, „Das Notwendige im Leben sind die kleinen alltäglichen Träume, die uns tragen“. Zwischendurch macht die Frau mal Listen, was mit 18 Millionen passieren könnte. Erst hat sie 33 Wünsche, deren Anzahl verringert sich dann, übrig bleiben am Ende 10 Wünsche, ein leises Lächeln und eine stumme Traurigkeit.

 Gregoir Delacourt, „Alle meine Wünsche“, Hofmann und Campe, Hamburg, 2013, etwa 16,00 Euro

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