FEUILLETON-REZENSION: Der größte Crash aller Zeiten

FEUILLETON-REZENSION

=====================

„Vom Staatsziel Wohlstand zum Staatsziel Armut“

Als „Der Westen“ „Dem Osten“ noch seine wirtschaftliche Überlegenheit zeigen mußte, nannte er diese Überlegenheit Freiheit und hatte alle am Haken, die das Lebensniveau im Osten als mickrig empfanden.
Der Abbau der Sozialleistungen begann im Grunde schon gleich nach der deutschen Vereinigung und dem Ende der Sowjetunion. Der Westen baute die Wohlstandskulissen ab und zeigte dem verstörten Publikum, dass das Thema Freiheit nur Theater war. Bühnenumbau, zweiter Akt: Die Armut wird zum neuen Staatsziel. Das Prekariat wird das, was mal „Die Arbeiterklasse“ war in Verbindung mit der „Werktätigen Intelligenz“. Kahlschlag auf breiter Ebene. Ohne Not, aber mit dem neoliberalen Kampfauftrag, einen Minilohnsektor mit fünf Prozent „Sockelarbeitslosigkeit“ zu schaffen. An der Erfüllung dieses Kampfauftrages wirkten mit: Bundeskanzler Gerhard Schröder, Parteichef Franz Müntefering, Wolfgang Clement, der Verbindungsmann zwischen sozialdemokratisch getünchten Parteikorpus zum neoliberalen Auftraggeber über das Verbindungsbüro „Initiative Neue Soziale Maktwirtschaft“. Und Peter Hartz, Zuhälter und Namensgeber der Sozialverelendungsgesetze in Deutschland. Der Ausdruck Zuhälter ist insofern sachlich gerechtfertigt, als Peter Hartz der Mann mit den brasilianischen Nutten für Betriebsrat und Gewerkschafter war,der den Herren den Verstand „vom Kopf in die Eier“ trieb, damit sie keinen Schaden zum Nachteil des Neoliberalen Sozialfaschismus anrichten konnten. Von Vereinigung bis Hartz-Vier-Beginn vergingen läppisch kurze 15 Jahre. Wer sich von Jahr zu Jahr aufs neue sagte: Im nächsten Jahr wird alles besser, hat nicht das 5 Buch Friedrich und Weik gelesen. Die Finanzexperten und Vermögensberater Marc Friedrich und Matthias Weik haben nämlich mit dem Titel „Der größte Crash aller Zeiten“ wieder eine Abhandlung über Bankenkrise, Privatvermögen, Politik, Gesellschaft und die Kriminalität geschrieben, welche Politik und Wirtschaft in trauter Einigkeit verbindet wie einen halbseidenen Ganoven und eine leicht verruchte Dame auf einem Plüschsofa um Ende der goldenen Zwanziger und der beginnenden Braunfärbung Anfang der 30er Jahre. Dieses fünfte Buch raubt allen Optimisten die letzte Illusion.

Erste Kernaussage: Das Schlimmste kommt erst noch.

Zweite Kernaussage: Es kommt so schlimm, dass man es sich noch gar nicht vorstellen kann.

Dritte Kernaussage: Das Schlimme wird vermutlich ab 2023 eintreten.

Die Folgen werden sein:

Zusammenbruch der Währungen

globale Inflation

eine Art „Generalinsolvenz“, nach der kein Betrieb nach ordentlichen Regeln mehr geführt werden kann.

Wenn das Schlimme eintritt, wird man es an Flüchtlingsströmen erkennen. Wer nicht fliehen kann – und wohin auch, wenn die Katastrophe global ist – wird Bestandteil einer dauerhaften Altersarmut. Um diese besser kontrollieren zu können, soll auch das Bargeld komplett abgeschafft werden. Die Staaten werden jederzeit wissen wollen, ob sich jemand noch etwas zu Essen oder Zahnpasta und Seife oder etwas Anderes kaufen kann. Vor allem aber soll niemand mehr Reserven haben. Die Abschaffung des Bargeldes dient der Kontrolle was ein Mensch wann und wo konsumiert, von Bratwurst bis Winterjacke, von Fahrkarte bis Hotelzimmer, und sogar kleine Spendern an Bedürftige vom Straßenrand will „Der Staat“ kontrollieren. Solange er Daten kostenlos bekommen kann, wird sich daran auch nichts ändern. Wenn aber jeder Einzelne dem Staat und der Wirtschaft sagt: „Meine Unterschrift und meine Daten müssen Sie sich erstmal leisten können“. Aber wie soll jeder Einzelne dem Staat und der Wirtschaft das Sammeln von Daten kostenpflichtig machen, wenn demnächst die Gesundheitsdaten, die beim Arzt anfallen, ohne Mitspracherecht, ohne Einspruchsrecht seitens der Patienten kostenlos der Forschung zur Verfügung gestellt werden dürfen, wie Gesundheitsminister Jens Spahn es gerne hätte. Nach den Daten behandeln di Autoren die Wahrheit und die Medien. Da siehts genauso mies aus. Und wie man beim Thema Daten auf Spahn kommt, so kommt man beim Thema Medien auf die Sozialen Medien, auf Contentmanagement und Manipulation. Erkennbar ist es daran, dass der gute alte Grundsatz der Quellenkritik keine Rolle mehr für Meinungsbildung und Informationsbewertung mehr spielt. „Wer Vieles kennt, kann Einiges vergleichen“, heißt es. Was passiert, wenn keine „Vergleichsproben“ gefunden werden? Erkennt man dann nicht, ob die AfD (Alternative zu Rechtsstaat und Demokratie) eine faschistische Partei ist und hält sie dann nach quellenkritischer Prüfung für demokratisch?

Lösungen bieten die Autoren im letzten Drittel an. Es zeigt sich, dass es ungeeignete Lösungen geben kann und geeignete. Ungeeignete Lösungen sind Lösungen, die mit Kriegen einhergehen, wie die Mehrzahl der Führungswechsel an der Weltwirtschaftsspitze oder anders gesagt beim „Aufstieg und Fall großer Mächte“ (Paul Kennedy). Wenn zur Zeit wieder einer bevorsteht, dann ist ein jeder gehalten, sich eine sichere Ausgangsposition zu suchen. Denn es wird wieder sehr, sehr schmutzig. Geeignet ist die flucht in Sachwerte, wozu Grundstücke, Wälder, Häuser, Gebrauchsgegenstände, Patente, Erfindungen, Kunstwerke, Urheberrechte gehören.

Marc Friedrich, Matthias Weik: Der größte Crash aller Zeiten, Eichborn, Frankfurt 2019

Dieser Beitrag wurde unter Feuilleton-Rezension abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.