FEUILLETON-REZENSION: Krisenregion Sahel

FEUILLETON-REZENSION

Buchtitel: Krisenregion SAHEL. Hintergründe, Analysen, Berichte
Autor: Fritz Edlinger / Günther Lanier (Hrsg)
Verlag: Promedia
Name des Rezensenten: Hannes Nagel

„Ein Buch über das unnötige Sterben eines Landstriches“

Im 11. Jahrhundert kannten Händler eine Stadt am Flusse Niger. Die Stadt war eine Oase in der Wüste. Oasen sind Punkte in der Wüste, die durch Wasserversorgung recht gut abgedcckt sind. Der Niger war vom Meer her mit leichten Frachtbooten befahrbar. Ziel der Frachtboote war die Oasenstadt Timbuktu. Timbuktu gehört zu Mali und Mali zu den strategischen Gebieten, in denen der demokratische Wertewesten Handelswege, Rohstofflieferungen und den Wohlstand des Westens sichert. Der Wohlstand des Westens aber ist entspricht exakt der Armut des Südens. „Der Süden“ ist in dem Buch „Krisenregion SAHEL“ von Fritz Edlinger und Günther Lanier ein geografischer Breitbandstreifen zwischen 12 Grad Nördlicher Breite und 18 Grad Nördlicher Breite. Das entspricht Pi mal Daumen 6 Breitengraden. Der Abstand von einem Breitengrad zum andern beträgt 111 Kilometer, so dass der Streifen etwas mehr als 666 Kilometer breit ist. Bis dahin ist es schön, das Buch zu lesen, weil es Lust auf Bildung, Lernen, Aha-Sagen macht. Es ist doch das schönste Kompliment für ein Buch, wenn man der Lektüre solch eine Wirkung bescheinigen kann.

Kurz vor Beginn der Rezension kam im Brandenburgischen Fernsehen RBB (Rundfunk Berlin-Brandenburg) ein Film mit dem Titel „Timbuktu“. Die gezeigten Bilder aus 2014 illustrieren noch 2022 hervorragend, was in Edlinger-Laniers Buch mit dem wüstenfarbenen Einband steht. Beim Lesen fühlen Herz und Verstand: Die Geograpphie bestimmt die Lebensräume und beeinflußt die die Lebensmöglichkeiten. Man kann einen Lebensraum gemäß seiner natürlichen Anlagen nutzen oder wider seine natürlichen Anlagen. Nutzt man eine Region gegen ihre natürlichen Anlagen, zestört man sie. Ein schlecht genutzter Lebensraum – zum Beispiel durch die Haltung von mehr Weidetieren als der karge Boden Nährpflanzen gedeihen läßt – kann zur Versteppung, Verödung, zu fortschreitender Wüstenbildung beiträgen. Die Wüstenbildung hat nicht nur lokale Auswirkungen. Sie beeinflußt das gesamte Klima. Sehr eindringlich beschreiben die Autoren die Auswirkkung der Erderwärmung auf die Anpassungsfähigkeit von Menschen, Tieren und Pflanzen. Sie beschreiben, wie die Regulierung der Temperatur ab einem bestimmten Hitzegrad nicht mehr machbar ist. Diese Fähigkeit kann auch unumkehrbar vergehen. Und dann wars das mit dem Leben.

In diesem Buch sind tabellarische Übersichten eingebaut. Sie ghören zum Text. Sie reißen ihn nicht auseinander. Sie sind die Skizzen zur Verständlichmachung des Geschriebenen. Man sagt beim Lesen oft Aha.

(Fritz Edlinger/Günther Lanier, „Krisenregion SAHEL. Hintergründe, Analysen, Berichte“, Promedia, Wien 2022)

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