Apropos Sarrazin sein Kampf

Mittwoch, 01. September 2010

Autor: Hannes Nagel

Sarrazin sein Kampf

Thilo Sarrazin hat ein Buch vorgestellt, welches niemand wirklich lesen will, aber jeder hält die Thesen darin für genauso schrill, krank und gefährlich wie die Thesen, die ein anderer in einem anderen Buch dargelegt hat. Das Buch von dem anderen hieß „Mein Kampf“, und die erste Rezension dazu soll in der Vossischen Zeitung unter gestanden haben. Sie trug wohl den Namen „Mein Kampf – mit der Deutschen Sprache“. Seins heißt „Deutschland schafft sich ab“. Ich werde es nicht rezensieren. Ich werde es schon deshalb nicht tun, weil sich dieses Buch beharrlich jedem Integrationsversuch in meinen Bücherschrank verweigert. Dabei passen viele unterschiedliche Bücher in meinen Bücherschrank. Einträchtig steht die Bibel neben dem Kamasutra. Neben einer Biographie von Kurt Tucholsky stehen die Memoiren von Henry Kissinger. Das instinktive Ordnungsprinzip heißt „Lachen und Weinen“. Über Sarrazin zu lachen fällt schwer. Versuchen wir es trotzdem. „Intelligenz und Leistung vererben sich“, sagt Reichsrassenwart Sarrazin. Sie, Sarrazin: „Was Du ererbt von Deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen“. Das ist – kennen Sie den? – von Goethe. Und was man nicht erworben hat, kann man auch nicht weiter vererben. Insofern zuckt Sarrazins Intelligenz mangels Potential noch ein bisschen, vererbt sich aber nicht. Das ist, weil Klassik erben und genetisch erben völlig unterschiedliche Dinge sind. Hätten Sie aber selbst drauf kommen können, Sarrazin. Oder nicht? Nein? Dann kucken Sie sich noch noch mal die Fernsehbilder an, die das Volk draußen demonstrieren zeigte, als Sie drinnen Ihr geistiges Spitzenprodukt anpriesen. Da stand auf einem Plakat „Halts Maul“. Herr Sarrazin, Sie wissen, was zu tun ist.

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