BARON VON FEDER: „Angenommen, die Medien….“

„Angenommen, die Medien…..“

Angenommen, die Medien würden nicht aus jeder Politikeräußerung eine Meldung machen. Wie sähe dann eine Zeitung aus?

Sie würde dünner sein, weil sie weniger Papier für die Werbeseiten benötigt. Das wäre eine Wohltat für die Umwelt. Und es würde nicht erst ein Geheimdienstler sagen, „dass Russland bald fertig hat“. Ein britischer solcher soll das laut NTV gesagt. Das Bequeme an Geheimdienstquellen ist, dass man sie weder belegen kann noch darf. Notfalls kann man sich einen ausdenken und den Finger auf die Lippen legen. Kurz hinter dem Geheimdienstler munkelte Annalena Baerbock vom Außenamt von Bürgerkrieg in Deutschland, wenn Kanada eine Nordstream-Turbine nicht aus der Wartung nach Deutschland heimkehren lässt. Die Aufgabe von Medien ist es, Widersprüchliche Informationen in einen erklärenden Zusammenhang zu bringen, damit die Leser wissen: Zur Zeit spinnen sie wieder alle, aber die PR-Abteilungen haben ihre Dramatisierungsspezialisten an die Bearbeitung von Sachinformationen gesetzt. Und nun erkennt keiner mehr, was los ist. Im Grunde müssen sich die Medien selber davor bewahren, die Überdramatisierung der sachlichen Ebene vorzuziehen. Sachdienliche Informationen stehen dann sofort im Ruf von Verharmlosung oder Relativierung. Und dabei war die Beschreibung der Vorgänge und ihre Einordnung in Zusammenhänge immer das edle Amt des Journalismus. Wenn Leser Autoren sind und die Zeitung als aktives Mittel zur Informationsverbreitung nutzen, dann müssen alle, die schreiben, auch verantwortungsvoll mit ihren Texten umgehen. Ängste zu schüren und existierende Gerüchte aufzuzählen scheint mir nicht verantwortungsvoll zu sein. Weil es viele Leser und viele potentielle Autoren gibt, reicht eine Zeitung gar nicht aus, um die Vielfalt der Informationen zu verbreiten. Wenn alle, die da schreiben, verantwortungsvoll und ethisch handeln, dann würde eine Themendarstellung eine Problemlösungs-Fachberatung sein, und Leser und Autoren und alle besäßen die Expertise der gesellschaftlichen Fachkompetenz. Das Abwiegeln, Beschwichtigen und Dramatisieren könnte im Theater stattfinden. Etwa als ergänzendes „Was wäre, wenn?“

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ONKEL JULES VERNEUM: „Nur ein paar Fragen“

ONKEL JULES VERNEUM

„Nur ein paar Fragen“

Reicht „Privateigentum für Jeden“, um Jeden vor dem Verlust der Habe auf das Betreiben Anderer zu schützen?

Ist „Privateigentum für Jeden“ eine Art „Appeasement der kapitalistischen Raubzüge“?

Wenn das Privateigentum die Grundlage des Kapitalismus ist: Warum ist dann der RAUB seine Geschäftsbedingung?

Wenn Diktatoren und Kriegsführer NICHT friedlich gestoppt werden können: Kann man dann die kapitalistischen Raubzüge auch nur UNFRIEDLICH stoppen?

Warum gibt es bei der Fülle von Kriegen keinen Friedensvertrag, dessen Bedingungen nicht zu einem neuen Krieg führen?

Trägt jeder Frieden den Keim eines neuen Krieges in sich?

Wie können Menschen lernen, die Affekte Neid, Gier Machtdominanz in sich selbst zu kontrollieren?

Kann stellvertretende Gewalt auch in gemeinschaftlich nützliche Kraftanstrengung umgeleietet werden?

Was können Beteiligte aus der Umleitung er der Gewalt in nützliche Kraftanstrengungen lernen?

Wenn Rohstoffe nichts kosten und die Transportwege samt Erhaltung Gemeingut sind: Ist dann auch Krieg um Rohstofflieferungen samt anhängender Machtpositionen obsolet?

Mit anderen Worten: Würde der Unsinn von Gewaltanwendung klar werden, wenn sich die gesamt Menschheit bewusst wäre, dass jeder Krieg sich immer auch gegen den Verursacher selbst richtet?

Warum also fügen Menschen sich selbst und nicht nur anderen Verletzungen an Leib und Seele zu, anstatt sich um ihr gegenseitiges Wohl zu kümmern?

Kann es überhaupt „Reine Opfer“ geben? Im Moment der unerwarteten Gewalt ja

Wenn Abwehr von Gewalt Anwendung von Gewalt statt Umlenkung der Kräfte auf den Gemeinschaftsnutzen bedeutet: Was macht sie dann ethisch besser?

Wenn nicht einmal Friedensstifter sich aus Konflikten heraushalten können: Kann man Krieg und Konflikt obsolet machen, indem das Friedensfrühstück, die Gesundheit, die Bildung, die Achtung des Freiraums und der Kultur zum Maß der Tugend des wirtschaftlichen Handelns gelebt werden?

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FEUILLETON-KULTURBETRIEBLICHES: Schaugießen einer Glocke in Apolda

FEUILLETON-KULTURBETRIEBLICHES

„Schaugießen einer Glocke in Apolda“

Am 4. Juli passierte in Apolda etwas lange nicht Geschehenes: In aller Öffentlichkeit wurde eine Glocke gegossen. Die Glocke soll, sobald sie Geworden sein wird, in Kapellendorf wenige Kilometer von Apolda entfernt in der dortigen Kirch läuten. Der Glockengießer kommt, so berichtete die Nachrichtenagentur DPA, aus Passau. Schiller schrie das Gedicht von der Glocke 1799. Wie man verschiedenen Ortes lesen kann, hatte ihn dazu die Glockengießerei Mayer in Rudolstadt inspiriert.

Der DPA-Meldung zufolge wurde dei erste Glocke in Apolda vor drei Jahhunderten gegossen. Das muss dann 1722 gewesen sein.

In Schillers Gedicht von der Glocke kommt die Zeile vor: „Frieden sei ihr erst Geläut“. Zum allnotwendigen Friedensläuten passt auch ein Glockengedicht von Christian Morgenstern. Christian Morgenstern starb am 31. März 1914. Die Gräuel ders Ersten Weltkrieges bleben im daher erspart. Falls man hier von sparen reden kann. Wann Morgenstern das Gedicht schrieb und welcher konkrete Krieg des 19. Jahrhunderts den Anlass gab, war bislang nicht heraus zu finden. Der Wortlaut aber ist wie folgt überliefert:

„Die Kanone und die Glocke“

(Christian Morgenstern)

Die Kanone sprach zur Glocke:
„Immer locke, immer locke!

Hast dein Reich, wo ich es habe,
hart am Leben, hart am Grabe.

Strebst umsonst, mein Reich zu schmälern,
bist du ehern, bin ich stählern.

Heute sind sie dein und beten
morgen sind sie mein und – töten.

Klingt mein Ruf auch unwillkommen,
keiner fehlt von deinen Frommen.

Beste, statt uns zu verlästern,
laß uns einig sein wie Schwestern!“

Drauf der Glocke dumpfe Kehle:
„Ausgeburt der Teufels-Seele,

wird mich erst der Rechte läuten,
wird es deinen Tod bedeuten.“

Möge der Richtige endlich kommen.

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FEUILLETON-REZENSION: Krisenregion Sahel

FEUILLETON-REZENSION

Buchtitel: Krisenregion SAHEL. Hintergründe, Analysen, Berichte
Autor: Fritz Edlinger / Günther Lanier (Hrsg)
Verlag: Promedia
Name des Rezensenten: Hannes Nagel

„Ein Buch über das unnötige Sterben eines Landstriches“

Im 11. Jahrhundert kannten Händler eine Stadt am Flusse Niger. Die Stadt war eine Oase in der Wüste. Oasen sind Punkte in der Wüste, die durch Wasserversorgung recht gut abgedcckt sind. Der Niger war vom Meer her mit leichten Frachtbooten befahrbar. Ziel der Frachtboote war die Oasenstadt Timbuktu. Timbuktu gehört zu Mali und Mali zu den strategischen Gebieten, in denen der demokratische Wertewesten Handelswege, Rohstofflieferungen und den Wohlstand des Westens sichert. Der Wohlstand des Westens aber ist entspricht exakt der Armut des Südens. „Der Süden“ ist in dem Buch „Krisenregion SAHEL“ von Fritz Edlinger und Günther Lanier ein geografischer Breitbandstreifen zwischen 12 Grad Nördlicher Breite und 18 Grad Nördlicher Breite. Das entspricht Pi mal Daumen 6 Breitengraden. Der Abstand von einem Breitengrad zum andern beträgt 111 Kilometer, so dass der Streifen etwas mehr als 666 Kilometer breit ist. Bis dahin ist es schön, das Buch zu lesen, weil es Lust auf Bildung, Lernen, Aha-Sagen macht. Es ist doch das schönste Kompliment für ein Buch, wenn man der Lektüre solch eine Wirkung bescheinigen kann.

Kurz vor Beginn der Rezension kam im Brandenburgischen Fernsehen RBB (Rundfunk Berlin-Brandenburg) ein Film mit dem Titel „Timbuktu“. Die gezeigten Bilder aus 2014 illustrieren noch 2022 hervorragend, was in Edlinger-Laniers Buch mit dem wüstenfarbenen Einband steht. Beim Lesen fühlen Herz und Verstand: Die Geograpphie bestimmt die Lebensräume und beeinflußt die die Lebensmöglichkeiten. Man kann einen Lebensraum gemäß seiner natürlichen Anlagen nutzen oder wider seine natürlichen Anlagen. Nutzt man eine Region gegen ihre natürlichen Anlagen, zestört man sie. Ein schlecht genutzter Lebensraum – zum Beispiel durch die Haltung von mehr Weidetieren als der karge Boden Nährpflanzen gedeihen läßt – kann zur Versteppung, Verödung, zu fortschreitender Wüstenbildung beiträgen. Die Wüstenbildung hat nicht nur lokale Auswirkungen. Sie beeinflußt das gesamte Klima. Sehr eindringlich beschreiben die Autoren die Auswirkkung der Erderwärmung auf die Anpassungsfähigkeit von Menschen, Tieren und Pflanzen. Sie beschreiben, wie die Regulierung der Temperatur ab einem bestimmten Hitzegrad nicht mehr machbar ist. Diese Fähigkeit kann auch unumkehrbar vergehen. Und dann wars das mit dem Leben.

In diesem Buch sind tabellarische Übersichten eingebaut. Sie ghören zum Text. Sie reißen ihn nicht auseinander. Sie sind die Skizzen zur Verständlichmachung des Geschriebenen. Man sagt beim Lesen oft Aha.

(Fritz Edlinger/Günther Lanier, „Krisenregion SAHEL. Hintergründe, Analysen, Berichte“, Promedia, Wien 2022)

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REDAKTIONSMITTEILUNGEN: Das Flugblatt für Juli 2022 ist fertig

Liebe Leserinnen, liebe Leser, ich freue mich, Ihnen das neue Flugblatt für Juli 2022 präsentieren zu dürfen. Diesmal wird es ein wenig philosophisch. Das liegt an einem Essayband von Hannah Ahrendt. Wir dachten, den sollten wir hier mal darstellen. Deshalb füllt „Wahrheit und Lüge in der Politik“ die Rezension. Sodann haben wir noch eine Leseprobe eines neuen Essays, der vermutlich Anfang August erscheinen wird. Sobald der Essay fertig ist, wird er im Downloadbereich auftauchen. Mit großer Beklemmung ist der Text „Der bedrängte Juni“ entstanden, weil die Zusammenstellung sich anfühlte wie eine Krieesberichtserstattung. Furchtbar. Aber ich habe noch an einer Erzählung geschrieben, welche den Titel trägt: „Das Friedensfrühstück“. Ich hoffe ich werde damit bis August oder wenigstens September fertig sein.
Was den Arbeitsmarkt angeht, so ist er enttäuschend. Wenigstens macht das Schreiben großen Spaß. Was gibt es sonst noch? Ach so , insgesamt sind noch in diesem Jahr drei Neuerscheinungen geplant, sich in aller Beharrlichkeit ihrem feierlichen Abschluss zugewandt haben: Kein Staat darf Menschen als unnütz betrachten, Das Friedensfrühstück und Seidenhemden über Wohlstandsbäuchen. An dem Seidenhemden-Thema hänge ich schon beträchtlich viele Jahre. Nu aber musses. Für die vierte Neuerscheinung brauche ich noch etwas Zeit. Sie wird aber heißen „Vorhang auf im Meinungstheater“. So, das heißt als, es gibt viel zu tun. Und viel ist besser als wenig. Wobei: Das Zutreffen dieser Aussage hängt immer davon ab, wovon die Rede ist. Aber in der Mitte von Viel und Wenig liegt Ausreichend. Und auf Ausreichend könnte man sich doch in jeglicher Hinsicht einigen, oder? Die Erde hat ja eigentlich auch Platz für alle und die Bedürfnisse Aller – nur stört die Gier Einzelner dieses Gleichgewicht. Als dann: Menschlichkeit, Herzlichkeit, Friedlichkeit für Sie, für uns, für Alle.

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FEUILLETON-REZENSION: Wahrheit und Lüge in der Politik

FEUILLETON-REZENSION

Buchtitel: Wahrheit und Lüge in der Politik
Autor: Hannah Arendt
Verlag: Piper
Name des Rezensenten: Hannes Nagel

„Umdeutung ist möglich. Ungeschehen machen nicht“

Diesmal stellen wir Ihnen ein Buch mit zwei Essays aus den Jahren 1967 und 1971 vor. Manchmal muss man die Vergangenheit bemühen, wenn die Wahrnehmung der Gegenwart ohne sie wie ein Blick durch eine Milchglassscheibe ist. Man erkennt nichts, und selbst Schatten, die sich bewegen, haben keine Konturen.Im Verlauf des Viel-Lesens in den Jahren von 2010 bis 2020 trat hin und wieder, aber zunehmend häufiger, ein sehr befremdlicher Eindruck auf. Es schien, als würden Erkenntnisse und Fakten aus der Vergangenheit teils nicht mehr erwähnt oder im Falle von Büchern und Filmen nachträglich heraus geschnitten. Ein Bekannter aus dem Osten Deutschlands sagte in der Wendezeit, er würde jetzt erstmal eine Zeit lang in den Westen gehen, „um seine Biographie zu bereinigen“. Aber er vergaß: Man bleibt doch immer, was man ist. 1 So hat er sich verbogen und verdreht, ist aber im Kern der Gleiche geblieben, der er von seinen Anlagen her war. Und das besagt: Charaktere können sich entwickeln, aber der Grundtakt, den jeder einzelne Mensch hat, zieht sich durch alle Variationen bis hin zur meisterhaften Verfremdung. Und so kann man zwar versuchen, Geschichte umzudeuten, aber Tatsachen kann man nicht ungeschehen machen. Darum betrifft die Rezension des Monats Juli die Broschüre „Wahrheit und Lüge in der Politik“.

Der erste Teil der Broschüre heißt „Die Lüge in der Politik“. Im Text begegnet einem ein unbekannter lateinischer Ausdruck. Wer hat je von „Arcana imperii“ gehört und weiß, dass es „Staatsgeheimnisse“ bedeuten soll? Und durch welch einen großen Gedankenbogen kommt man von „Staatsgeheimnis“ zu der Aussage: „Wahrhaftigkeit zählte niemals zu den politischen Tugenden“? An diese These schließt sich im Text von Hannah Ahrendt eine spannende Herleitung an. Es steht den Menschen frei, die Welt zu verändern. Also nicht allen, aber denen, die Zugang zu den dazu benötigten Mitteln haben. Aber: Der Prozess des Änderns ist eine Handlung. Und das Handeln, resümmierte Hannah Ahrendt, ist „genuin politisch“. Also: Wenn ich etwas verändere, handele ich politisch. Wenn ich in der Gastronomie arbeite und und schiebe etwas vom Abwasch zum Kollegen rüber, so dass der mehr zu tun hat, handele ich „personalpolitisch“, indem ich Menschen für Aufgaben einsetze, die sie ohne mich nicht hätten. Kann man das so vereinfacht sehen? Vielleicht.

Ab hier taucht immer wieder der Ausdruck „Tatsachenwahrheit“ auf. Tatsachen brauchen Zeugen, um festgestellt zu werden, schrieb die Autorin. Aber das, was die Zeugen sehen, ist nicht notwendig das Wesen der Dinge. Es mischen sich immer wieder Interpretationen hinein. Deswegen schrieb Hannah Ahrendt: „Tatsachenwahrheiten sind nicht notwendigerweise wahr“. Sie sind aber auch nicht notwendigerweise gelogen. Denn die Lüge ist im Vergleich zur nicht-wahren Tatsache eine bewusste kommunikative Fehlinformation zum Zwecke des Handelns – und also politisch.

Dann müßte es als Gegenpol zur Lüge als Wesen politischer Äußerungen auch Überlegeungen geben, was unter politischer Wahrheit zu verstehen ist, insofern es eine solche gibt. Oder aber der Gegensatz zur Lüge ist die die Vielfalt der politischen Tatsachen-Wahrheiten, womit bewiesen wäre: Wahrheit geht nur durch Meinungsvielfalt.

Der zweite Teil heißt „Wahrheit und Politik“. Der Essay beginnt mit umfassend verbreiteten Ansicht: „Niemand hat je bezweifelt, dass es um die Wahrheit in der Politik schlecht bestellt ist“. Die Erörterung des Allgemeinsatzes wird mit zunehmender Differenzierung zunehmend spannender, weil sie sich zeitlos und prophetisch auf die Gegenwart anwenden läßt. Bisweilen tauchte beim Lesen der Eindruck auf, dass Tatsachen unvollständig sind, Wahrheiten veränderlich und Meinungen Mißbrauch der Meinungsfreiheit zum Zwecke der Lüge sind. Die Benutzungdes Wortes Anticorona-Maßnahme ist entweder Maßnahme des Staates , um die Plage einer Pandemie medizinisch zu beseitigen, oder Protest von Gegnern staatlicher Maßnahmen gegen die Staatsmaßnahmen. Was ist wahr, was ist Lüge, was ist Meinung? Wahrscheinlich geht alles ineinander über. Nur eins scheint sicher: Die Lüge ist am ehrlichsten erkennbar. Denn sie muss notwendiger weise im Widerspruch zu den bekannten Stufen des Wissens stehen. Hierfür bemüht Hannah Ahrendt leider nur das wiederkehrende Beispiel der Geschichtsfälschung. Wenn jemand aus Fotografien heraus retuschiert wird oder Lexikoneinträge geändert oder Sprache nachträglich korrigiert wird, dann müsste konsequenter weise auch jede Erinnerung an Personen ausgelöscht werden. Aber schon in Krimis wird klar: Wer einen Zeugen beseitigt, hinterlässt Zeugen der Zeugenbeseitigung. Die Spuren werden durch jeden Vertuschungsversuch breiter.

Nur ein einziges mal taucht der Gedanke der Freiheit in den beiden Essays auf. Und diese Freiheit ist immer nur gegeben, wenn es eine Vielfalt von Meinungen gibt und eine als wahr geltende politische Aussage nicht durch Machterhalt motiviert ist.

Ein wunderbrares Buch. Die Kontinuität zwischen Autreon der Vergangenheit und Lesern der Gegenwart sollte gepflegt werden. Das wäre der Gesiut der Zeit, welcher die Zeit wieder geistvoll macht.


1  Im ersten Teil von Goethes Faust spricht Mephisto zu dem Sinn suchenden Gelehrten: „Setz Dir Perücken mit Millionen Locken. Stell Deinen Fuß auf ellenhohe Socken – Du bleibst doch immer, was Du bist.“ Man kann eben nicht vor sich selbst weglaufen. Der Teufel kann sich selbst ja auch nicht selbst verschlingen.

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BARON von FEDER: Auf Relevanz zu prüfende ZeitbeobACHTUNGen

Erstens Inflation
Wie selbstverständlich sprechen Menschen von Inflation, ohne eine solche wie in der Zeit der Weimarer Republik selbst erlebt zu haben. Dementsprechend naiv klingen Leute, die zu wenig wissen. Die zu viel gelesen haben, sind eher skeptisch, denn sie sehen Parallelen. Und daher fühlen sich auch Skeptiker von einer unbestimmten Angst gepackt. Aber vorstellen können sie sich die 20er-Jahre-Inflation als konkrete Auswirkung auf ihr Leben auch nicht. Diejenigen aber, die es auf Grund ihres Alters oder ihrer Erinnerungen könnten, scheinen zu schweigen. Jedenfalls höre md sehe ich sie nicht. Und dann kam die Kaufhalle und verkündet mit unangemessener Flapsigkeit: Gegen Inflation frieren wir die gestiegenen Preise ein. Jedenfalls für Kunden mit Deutschland-Card. Alle anderen zahlen den Inflationszuschlag.
Aber was ist bei Tauwetter? Wie hoch steigt der Preispegel, wenn der eingefrorene Betrag wieder frei ist? Was für eine Flutwelle kann da entstehen?

Zweitens Pazifisten Krieg
Kriegsbegeisterte Pazifisten nennen Bestandspazifisten Kriegstreiber. Angehörige der früher ausdrücklich friedensbewegt und gewaltfreie gestimmten Partei „Die Grünen“ empfinden im Zusammenhang mit dem Russisch-Ukrainischen Krieg und den Amerikanisch-Europäisch gebundenen hellwachen Beobachtern die Gewaltfrei als Verantwortungslos und den Waffeneinsatz als Friedensverantwortung. Sie benutzen dabei Sprachregelungen aus der Münchner Sicherheitskonferenz, aus den verteidigungspolitischen Richtlinien der NATO und aus dem Weißbuch der Bundeswehr von 2016 . Nicht aufgezählte Quellen fühlen sich bitte ausdrücklich mit gemeint.

Drittens Sprachgebrauch
Wer sich gestern noch über die die sprachliche Unsitte der Benutzung künstlicher Verschlusslaute als Ausspracheform einer ebenso unsinnigen Schreibweise von grammatikalisch männlichem und weiblichen Geschlecht mokierte, benutzt diesen Unsinn plötzlich über Nacht als wäre der Gender-Quatsch schon immer die Hochform des sprachlichen Ausdrucks gewesen. Die sich mokierten, weisen nun Leute zurecht, die diese Form nicht benutzen. Sogar in Nachrichten oder und Printmedien wird die Sprachvielfalt auf den Ausdrucksmangel des Genderns reduziert. Nicht einmal die Forscher werden verschont, die sich als Linguisten mit den seltsamen Formen des Ausdruckes der Sprache im Prokrustesbett befassen. Die Forscher werden zu Forschenden mutiert. Ganz schön forsches Vorgehen.

Ob Journalismus-Studenten heute im Volontariat gelernt werden, dass nur gut gegenderte Texte guter Stil sind?

Viertens Allgemeinwissen
Neulich musste ich mal etwas nachlesen über Erdgeschichte. Und da gabs mal eine schöne Zeittafel der Entwicklungsphasen, die aufsteigend hießen Kambrium, Ordovizium, Silur, Devon, Karbon und Perm. Den Rest spar ich kurz, denn nicht mal diesen Zeitstrahl und seine Unterabteilungen fand ich wieder. Stillschweigend hießen sie alle anderes. Die meisten waren nach irgendwelchen unbekannten modernen amerikanischen Forschern benannt. Das gleiche geschah mit den Kontinenten. USA ist ein eigenständiger amerikanischer Kontinent geworden, dazu gibt es zwei weitere, und die Einteilung von Lateinamerika und Mittelamerika stimmt auch nicht mehr.

Bewahret das Wissen, bevor es sprachpolitisch verloren geht.

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REDAKTIONSMITTEILUNGEN: Hier ist das Flugblatt für Juni 2022

Liebe Leserinnen , liebe Leser, ein kurzer Krankenhausaufenthalt hat mich aus den letzten Arbeiten am Flugblatt heraus gerissen. Aber jetzt, am 4. Juni statt am 1., ist es fertig und ich verbreite es. Ich hoffe, diesmal funktionieren alle Links – sowohl zum herunter laden als auch zum Blättern zwischen den Seiten. Immerhin hatte ich Ruhe genug im Krankenhaus, um an einem der nächsten Essays formulierend tätig zu werden. Freuen Sie sich bitte schon auf die essayistische Erzählung „Das Friedensfrühstück“, das ich entweder bis 1. August oder 1. September fertig zu stellen gedenke. Was berichtet das Flugblatt im Juni? Es geht nochmal um das Russlands-Fahnen-Siegerfoto auf dem Reichstag damals 1945 und ein paar Dinge um das Kapitulationsmuseum Karlshorst. Baron von Feder hat ein Stellenangebot vom Arbeitsamt als Reis-Enden-Lenker bekommen und träumt seitdem von vietnamesischen Reisfeldern. Bis er dann herausfand, was für ein Job sich tatsächlich hinter dem Begriff verbirgt. Er fasste sich an den Kopf und ließ die Hand da, so dass er seitdem nichts mehr schreiben konnte. Ein Friedensgedicht außer der Reihe ist noch entstanden. Schauen Sie mal:

Generale, Pazifisten,
Demokraten, Anarchisten,
Reiche und sozial Versehrte,
Arme und Moral-Bekehrte,
Gläubige und die, die nicht,
sind alle Teil von der Geschicht,
die von jedem nur verlangt,
dass keiner mit dem Nächsten Zankt

Seitdem schweigt der Baron. Er braucht etwas Ruhe. Jetzt bekommen Sie erstmal das Flugblatt mit Downloadlink auf der Webseite. Danach kommt der obligatorische Newsletter. Wer ihn nicht hat, aber möchte, braucht sich nur einzutragen. Den Button dazu finden Sie als geübte Internetnutzer schneller als ich Ihnen erklären kann, wo der steht. Ja, ich auto mich: Mir fällt die Technik nicht so leicht wie sie sollte. Aber man sieht, ich streng mich an. Viel Spaß beim Lesen

Hannes Nagel

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BARON VON FEDER: Bahnlogistik sucht Reis-Enden-Lenker

Bahn-Logistik sucht Reis-Enden-Lenker

Jetzt ist es soweit. Die Chinesen kommen. In Neustrelitz werden Reis-Enden-Lenker gesucht. Offenbar wird die Landwirtschaft auf Reisanbau umgestellt und die Ernährung sowieso gleich mit. Mit umfassenden Kampagnen wird die Bereitschaft der Bevölkerung erzeugt und von geschulten Kadern durchgesetzt. Der Bahnhof Neustrelitz ist von der Erhellten Führung zum Vorbild – Point erkoren worden. „Freiwillige vor“, heißt die jungdynamische revolutionäre Mission; „Werde auch Du Reis-Enden-Lenker“, wirbt die Bahn in einer Stellenausschreibung von ihrem zuständigen Dienststandort Berlin und spricht alle Bewerber mit DU an. Sogar seriöse Herren, die zwar „gepflegtes Äußeres“, „freundliches Auftreten“ und gute Umfangsformen“ haben, aber selber Hilfe benötigen würden, wenn sie den Reis-Enden helfen sollen, die bereit gestellten Transportgelegenheiten zu besteigen. Besonders die Vorgänge im Zusammenhang mit dem Treppauf und dem Treppab beim Umsteigen könnten beschwerlich sein. Immerhin passt es zu den geforderten Umfangsformen, wenn das Profilbild abgerundet sein soll. Schön, endlich mal keine Adipositas-Diskriminierung. Hä? Ach nee. Das muss ja ganz anders heißen. Fahrgast-Lenkung wäre richtig. Der hat doch wieder der Gender-Teufel einen sonst – vom Du abgesehen – ganz guten Text auf das Gebiet des Unverständliche geschoben. Oder wie die Bahn sagt: „Rangiert“. Ja schiet ok, wenn der Hang zu G-Enderung aus Reisenden Reis-Enden macht. Nun ist nix mehr mit China in Neustrelitz. Am Bahnhofs-Döner wird es auch weiterhin keine Peking-Enten geben. „Halleluja“, schnattern die erleichterten Enten einschließlich der besonders betroffenen Mandarin – Enten zwischen Glambecker See, Käbelick-See, Zierker See und Woblitz.

Aber wenn ich mir den Rest des Stellenangebotes anschaue: Ich glaube, ich bewerbe mich mal. Gleich nachdem ich diesen Text veröffentlicht haben werde (Gute Deutschkenntnisse setzt der Arbeitgeber voraus). Klar werd ich das mal probieren. Auch ohne Chinesen.

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Monsieur Miezerich: Der Juni steht vor der Tür

„Halbjahr“

Liebe Leserinnen, liebe Leser, im Juni sind die Jahre traditionell halb um. Wer jetzt nicht unterhalb seiner Jahresvorsätze liegt, hat gute Chancen, sie erfolgreich beenden zu können. Wer aber im Rückstand ist, der holt ihn nicht mehr auf. Cheffchen sagt, er ist seinen Plänen zum Teil weit voraus, und gleichzeitig hinkt er hoffnungsvoll und chancenlos hinterher. Aber wer will sich schon künstlich unter Zeitdruck setzen? Ich jedenfalls nicht. Und Ihr so? Ich freu mich , dass Cheffchen mir zum Halbjahr für Online meine Sicht der Tagesbemerkungen als Katze eingerichtet hat. Danke, Cheffchen. Immerhin: auch wenn die Chancen auf Erhalt von Mitteln für das Notwendige gering sind: Cheffchen hat gerade eine Mikrowelle für die Essenszubereitung bekommen. Cheffchen sagt: Prima Geschenk „Als erste shab ich mir drei kleine Kartoffeln gegrillt.“ Für den Kindertag am 1. Juni hatter sich vier Mikrowellengerichte erarbeitet. Er ist manchmal ein bisschen wie ein Kind. Aber sind wir nicht alle Kinder – Kinder des Schöpfers? Wir alle, die wir die Kinder des Schöpfers sind, haben eigentlich nur den Wunsch nach Geborgenheit. Geborgenheit kann für jeden anderes aussehen, hat aber insgesamt auf alle die gleiche friedliche Wirkung. Wir Katzen fühlen uns manchmal bei Menschen geborgen, die sich geborgen fühlen, weil wir uns bei ihnen geborgen fühlen. Ich glaub manchmal sogar, Geborgenheit ist der Zustand, wo man nichts zu verlieren hat, aber Sein darf. „Hier bin ich Katz, hier darf ich sein“, dichtete Euer Goethe extra für uns. So ein netter Kerl. Ob der mit Katzen besser konnte als mit manchen Menschen? Was würde Goethe sagen, wenn er von der Verbissenheit erführe, mit der alles, womit ein Ende des Krieges begründet wird, immer auch als Mittel gesehen wird, ihn zu verlängern? Waffen liefern zum Beispiel. Tschüss erstmal, ich geh ne Runde schnurren, das beruhigt.

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